Das brennt mir jetzt dann doch auf der Seele, nachdem ich vor ein paar Wochen meinen bisher erfolgreichsten Blog-Beitrag verfaßt habe. Jedenfalls wenn man das am Kommentaraufkommen mißt.
Das Problem damit ist, daß dieser Erfolg auf einem Wahn zu beruhen scheint. Bevor ich aber diesen Aspekt näher beleuchte, will ich kurz beim Thema Freundlichkeit verweilen, weil nämlich in besagten Kommentaren immer wieder darauf verweisen wurde.
Ich persönlich schätze zwar in aller Regel die Aufrichtigkeit höher ein als die Freundlichkeit, und in diesem Blog vertrete ich sogar die Haltung, daß klare, zuweilen drastische Worte, illustrative Übertreibungen, und auch Bloßstellungen bei Mißständen erheblich wichtiger und auch wirkungsvoller sind als freundliche Unverbindlichkeit. Aber das soll nicht heißen daß ich mich selbst als unfreundlichen Menschen betrachten würde. Daß die Opfer meines Spottes das anders sehen liegt in der Natur der Sache und stört mich daher nicht besonders. Wenn man hinter die Maske der Menschen blicken will, die viele so gekonnt vor sich her tragen, dann muß man sie zuweilen in Ausnahmesituationen bringen, in denen ihre normalen Abwehrmechanismen fehlzünden. Oft genug bekommt man dann ein besseres weil authentischeres Bild vom Charakter seines Gegenüber.
Aber das kann man natürlich als unfreundliche, arrogante Haltung abtun. Ich habe mir daher einmal überlegt, wie es wohl wäre, wenn ich wirklich wie gefordert grundsätzlich freundlich wäre, egal was auch immer mir zugemutet wird. Ob ich das wirklich nervlich durchstehen würde sei noch dahin gestellt. Für den Moment soll es nur ein Gedankenexperiment sein.
Da ich Vorbilder habe fällt mir das nicht besonders schwer. Ich habe zum Beispiel schon öfter bewundert wie manche Diskussionsteilnehmer mit ähnlich technischem Hintergrund wie ich (also prinzipiell Kotzbrockengefährdet) eine fast mönchische Ruhe behalten können angesichts der übelsten Ignoranz. Uwe Mettmann oder Hubert Reith kommen mir da spontan in den Sinn. Bei Hubert ist es z.B. die Stereoplay-Verstärkertest-Diskussion, die als Beispiel her halten kann. Auch Uwe hatte dort ein kurzes Auftreten. Ich würde sagen, beide sind in Sachen Freundlichkeit nicht zu beanstanden. Dabei ging's in besagter Diskussion hoch her.
Wenn ich mich wirklich anstrengen würde dann könnte ich das, glaube ich, in den meisten Fällen auch schaffen. Es gibt diverse Fälle in denen ich mir redlich Mühe gegeben habe, obwohl ich die Zumutungen sehr schwer zu ertragen fand. Ein Beispiel, das mir noch immer in Erinnerung ist, ist die Diskussion über den Kabeltest im Studio-Magazin, an dem ja auch unser wackerer Sniper-Jäger teilgenommen hat. (Zum Glück hat er nicht auch noch an derDiskussion teil genommen, der Hifi-Tom war schon Zumutung genug). Da ging's mir wirklich um die Sache, ich fand auch ich habe maßvoll und freundlich argumentiert, habe es aber mit einem Diskussionsgegner zu tun gehabt der anscheinend bei Wahrung vordergründiger Freundlichkeit alles Menschenmögliche getan hat um mein Blut zum Überkochen zu bringen. Man kann bekanntlich auch ohne anstößige Wortwahl bis zum Anschlag unverschämt sein. Manche Leute schaffen das mit einer Unschuldmiene, die mich an Erich Mielke's berühmten Ausruf erinnert. Meine Freundlichkeit war daher zum Ende hin auch einer gewissen Erosion unterworfen. Ich gebe zu, da ist bei mir der Kotzbrocken dann doch wieder ein wenig zum Vorschein gekommen.
Die wenigen genannten Beispiele ließen sich mühelos vermehren, aber es zeigt sich schon so daß Freundlichkeit vor allem eines bewirkt: Daß man ins Leere läuft. Wer die Etikette einhält wird bei solchen Themen, in denen echte Konflikte lauern, einfach ignoriert. Jeder darf in freundlichem Ton seine Meinung sagen, die dann sogleich auf den Müllhaufen wandert.
Wenn bei einer Diskussion jeder Teilnehmer tatsächlich daran interessiert wäre, andere Standpunkte kennenzulernen. Wenn er daran interessiert wäre, einen Erkenntnisfortschritt zu erreichen. Wenn er gute Argumente wertschätzen würde. Ja, dann könnte bei einer freundlichen Diskussion tatsächlich etwas heraus kommen. Wenn nicht, dann stellt sich eher über kurz als über lang das Problem, wie man sein Gegenüber dazu bringen kann, seine Argumente überhaupt zur Kenntnis zu nehmen, ohne daß man den tugendvollen Pfad der Freundlichkeit verläßt.
In den meisten Fällen kann man das natürlich nicht. Wenn sich jemand zum ignorant sein entschließt, dann verfolgt er ja damit einen Zweck, und der muß ihm noch nicht einmal bewußt sein. Der Zweck ist der, in der Diskussion zu bestehen ohne sich mit unbequemen und potenziell gefährlichen Argumenten herumschlagen zu müssen. Also Recht zu behalten ohne Recht zu haben. Dafür hat schon vor langer Zeit Schopenhauer die Methoden ausgebreitet, und die meisten Leute beherrschen sie instinktiv perfekt, ohne daß sie bei Schopenhauer in die Lehre hätten gehen müssen.
Am frustrierendsten sind in solchen Auseinandersetzungen Leute, die offensichtlich einer Wahnvorstellung oder einer fixen Idee unterliegen. Damit sind wir beim zweiten Thema dieses Beitrags. Zur Illustration will ich einmal versuchen, ob ich es fertig bringe, über ganz konkrete Wahnvorstellungen ganz konkreter Personen auf eine freundliche Weise zu schreiben. Die Betroffenen werden das nicht recht würdigen können, womit ich praktisch vorführen will wie man ein freundlicher Kotzbrocken sein kann, was beweist daß das Kriterium der Freundlichkeit für die Bewertung von Diskussionen und ihren Teilnehmern völlig am Problem vorbei geht.
Meine in aller Freundlichkeit vorgetragene These, die ich hier zu untermauern gedenke, ist die, daß einige der Kommentatoren aus meinem besagten Erfolgs-Beitrag, und zugleich diejenigen welche noch immer an David's Forum festhalten, von einer Wahnvorstellung oder fixen Idee geprägt sind, die sie daran hindert, abweichende Ansichten und Argumente auch nur zur Kenntnis zu nehmen, geschweige denn darüber nachzudenken. Wer mit der Diskussion nicht vertraut ist möge dort nachlesen.
Eine Wahnvorstellung zeichnet sich gerade dadurch aus daß die Betroffenen durch Nichts in der Welt davon abzubringen sind. Dabei können die Betroffenen in anderer Hinsicht völlig normal sein, bloß wenn's um ein bestimmtes Thema geht schlägt eine Blockade zu, die Andere schnell bemerken, man selber aber nicht. Wenn's dann um das kritische Thema geht reagieren die Betreffenden mit allen nur denkbaren Methoden, um nicht von ihrer fixen Idee abrücken oder sie in Frage stellen zu müssen. Der springende Punkt muß um jeden Preis vom Bewußtsein fern gehalten werden, was natürlich nur ein unbewußter Mechanismus schaffen kann.
Die einfachste Methode ist, Widersprüche gar nicht erst zur Kenntnis zu nehmen. Unter den Kommentaren zu meinem Blog-Beitrag sind etliche, bei denen das gut zu sehen ist. Selbst nach insistierenden und durchaus ins Unfreundliche gehenden Bekräftigungen schafft es gerade auch David, die springenden Punkte völlig zu ignorieren. Typische Reaktion der frustrierten Diskussionsgegner ist fassungsloses und verärgertes Staunen darüber, wie man angesichts derart deutlicher mehrfacher Klarstellungen den Kernpunkt der Kritik noch immer nicht sehen kann.
Je schwerer das Ignorieren fällt desto eher findet man die zweite Stufe, das aktive Ablenken von den springenden Punkten. Dazu gehört zum Beispiel der Versuch, sich tatsächliche oder vermeintliche Stilverletzungen seiner Diskussionsgegner zunutze zu machen. So kann man vom unbequemen Punkt, bei dem man in der Defensive ist, zur Offensive übergehen und einen Entlastungsangriff starten. Zur Not kann man das auch provozieren, indem man die erste Stufe der Ignoranz so penetrant fortsetzt bis jemand genervt genug ist um den Vorwand für den Entlastungsangriff zu liefern. Auch das kann man schön am Beispiel verfolgen, wenngleich man sich hier klar machen muß daß die Ignoranz eine Vorgeschichte hat die weit vor den Beginn der Diskussion in meinem Blog zurück reicht.
Daraus kann man ein schönes Spielchen machen. Wenn alle Beteiligten mitspielen und rechtzeitig durchschauen, daß der von der fixen Idee Getriebene die Diskussion in diesen Verlauf zwingen will, dann kann man die Eskalation zur zweiten Stufe hinauszuzögern versuchen, und ihn so zu immer größeren Zumutungen und Provokationen zu veranlassen. Das funktioniert in öffentlichen Diskussionen leider zu selten, denn irgend jemand findet sich meistens, der die Nerven verliert, bevor der Provokateur selber ausfällig wird.
Oft läuft diese zweite Stufe letztlich darauf hinaus daß der Betreffende einen Abgang macht, und er versucht den so hin zu kriegen daß er in seinem Selbstbild entweder als der Sieger, oder wenigstens als der "moralische" Sieger heraus kommt. Letzteres ist häufiger, und man stellt sich da üblicherweise als jemand dar der unverdient unter die Barbaren geraten ist, was gleich noch im Abgang eine letzte Provokation erlaubt, indem er sich als Höherstehender darstellt, der den Abgang deswegen macht weil er es "nicht nötig" hat, sich mit solchen Leuten abzugeben.
Überhaupt scheint ein Wahn gerne mit einem Gefühl der eigenen Überlegenheit einher zu gehen. Jedenfalls bietet das einen sehr einfachen Vorwand dafür, Kritik nicht zur Kenntnis zu nehmen. Mir ist in unzähligen Diskussionen dieses Muster begegnet, wo ein Diskussionsteilnehmer, der in argumentativen Schwierigkeiten war, aber unter gar keinen Umständen von seinen Vorstellungen ablassen konnte, sich dadurch aus der Affäre zog daß er seine eigene Überlegenheit durchblicken ließ. In Sachen Audiophilie heißt das meist: Ich höre besser, ich habe die bessere Einstellung zum Hobby, oder ich habe die bessere Anlage. Aber man trifft ebenso auch: Ich lebe schöner, ich bin genußfähiger, ich bin kultivierter, oder ich bin toleranter. Allesamt natürlich rein demonstrative Behauptungen, die nicht selten durchschaubar falsch oder gar im direkten Widerspruch zum gezeigten Verhalten sind, aber sie ermöglichen die Gesichtswahrung in den eigenen Augen, und die Aufrechterhaltung der fixen Idee.
Da der Wahn nur von den Anderen, nicht aber von einem selbst erkannt werden kann, könnte ich natürlich auch selber einen haben. Letztlich muß ich das Urteil darüber Euch überlassen. Ich finde, man erkennt einen Wahn am besten daran wie der Betreffende reagiert wenn man an den Grundfesten seiner wahnhaften Vorstellungen rüttelt. Wer einen Wahn verteidigt reagiert darauf auffällig ausweichend, schablonenhaft, reizbar und unsachlich. Man kriegt ein Gespür dafür. Anschauungsmaterial gibt's hier reichlich, wie ich meine.
Und man sieht, wie wenig einem dabei die Freundlichkeit nutzt. Letztlich wird sie nämlich als Vorwand und zur Ablenkung genutzt. Wer weiter kommen will, muß den Mut zur Konfrontation haben.
Womit wir wieder bei den Kotzbrocken sind.
Montag, 21. September 2009
Donnerstag, 17. September 2009
Über die klangliche Wirkung von Lob
Audiophile vergleichen bekanntlich gern das Musik Hören über ihre Anlage mit anderen sensorischen Genüssen. Gerade beim Wein bleibt man vergleichsweise gern hängen. Besonders wenn in diesem Zusammenhang noch das Blödwort "Lifestyle" fällt. Wenn man für den Moment einmal darüber hinweg sieht daß da oft die Parallele zwischen dem Wein und der Anlage gezogen wird, was eine unsinnige Assoziation ist - wenn schon dann ist die Parallele zum Wein die Musik, und die Anlage vielleicht mit der Karaffe oder dem Glas assoziierbar - dann kann man in der Tat ein paar Parallelen finden.
Beim Thema Blindtest zum Beispiel werden solche Parallelen immer wieder zum Diskussionsthema. Das Urteil professioneller Weinkritiker hat bekanntlich eine erhebliche Auswirkung auf den wirtschaftlichen Erfolg besonders der Oberliga der Weingüter. Was ein Robert Parker oder ein Hugh Johnson schreibt übersetzt sich ziemlich direkt in bare Münze oder eben fehlende bare Münze für die betroffenen Winzer. Bei so viel konzentrierter Macht keimt automatisch das Bedürfnis auf, Fakt von Phantasie, Irrtum und Betrug zu scheiden. Zum Einen hat schließlich der Leser der Weinkritiken ein Interesse daran daß die Urteile auf die Qualität des Weines zurückgehen, und nicht etwa auf die Bestechung des Kritikers durch den Winzer. Zum Anderen werden die "unterlegenen" Winzer kaum ein unfaires Ergebnis einfach so hinnehmen wollen, es hängt ja ihr wirtschaftlicher Erfolg daran. Also greift man zu Blindverkostungen.
Jetzt hören wir ja ad nauseam von den Audiophilen, wie furchtbar so ein Blindtest die sensorischen Fähigkeiten verkrüppelt. Wenn man sich vorstellt wie sehr eine solche Verblindung bei einem Parker oder Johnson zu Ergebnisschuldungsstreß führen muß, dann fängt man an solche Leute dafür zu bewundern daß sie überhaupt noch etwas schmecken. Wobei, ehrlich gesagt bin ich mir nicht so sicher ob deren Kritiken durch solche Blindverkostungen zustande kommen. Ich würde es mir allerdings wünschen, denn wenn ich die Alternative des Langzeittests bedenke dann macht mir der Gesundheitszustand der Kritiker Sorgen. Wenn es wirklich so ist daß man sich über einen Saint-Julien nur ein Urteil machen kann wenn man eine Kiste davon in einem mehrwöchigen Langzeittest verkostet hat, und wenn ich das auf die Gesamtzahl der Weingüter hochrechne, die man in einem Buch dieser Kritiker bewertet findet, dann stelle ich mir den Zustand ihrer Leber in den schwärzesten Farben vor. Da ist es ein schwacher Trost daß es schlimmere Tode gibt als über einem Glas Grand Cru einzuschlafen.
Vielleicht ist es ja aber auch viel einfacher. Einen Hinweis darauf bietet eine Studie der ETH Zürich, die letzten Monat vorgestellt wurde. Sie legt nahe daß das Geschmacksempfinden davon abhängt, welches Urteil man vorher vom betreffenden Wein hatte. Kurz gesagt gab es mehrere Gruppen von Versuchsteilnehmern, die alle den gleichen Wein verkosteten. Eine Gruppe erfuhr vor der Verkostung die Punktebewertung von Parker. Eine weitere Gruppe erfuhr eine gefälschte schlechtere Punktebewertung. Zwei weitere Gruppen erfuhren die entsprechenden Punkte erst nach der Verkostung, aber noch bevor sie ihr Urteil abgeben sollten. Es stellte sich heraus daß der Wein bedeutend besser schmeckte wenn man vor dem Verkosten die bessere Bewertung kannte. Der gleiche Wein schmeckt besser wenn man vorher in seinem Parker geschmökert hat. Umgekehrt wirkt's nicht, also wenn der Wein schon drin ist hilft das Lesen der Weinkritik nichts mehr.
Ich bin davon überzeugt daß man das auf die Situation der Audiophilen übertragen kann. Ich empfehle daher, vor dem Hören einer Tonkonserve, sich sowohl die STEREO-Testberichte aller Anlagen-Bestandteile durchzulesen, als auch die positivste Plattenkritik, die man finden kann. Der Hörgenuß wird unvergleichlich sein.
Beim Thema Blindtest zum Beispiel werden solche Parallelen immer wieder zum Diskussionsthema. Das Urteil professioneller Weinkritiker hat bekanntlich eine erhebliche Auswirkung auf den wirtschaftlichen Erfolg besonders der Oberliga der Weingüter. Was ein Robert Parker oder ein Hugh Johnson schreibt übersetzt sich ziemlich direkt in bare Münze oder eben fehlende bare Münze für die betroffenen Winzer. Bei so viel konzentrierter Macht keimt automatisch das Bedürfnis auf, Fakt von Phantasie, Irrtum und Betrug zu scheiden. Zum Einen hat schließlich der Leser der Weinkritiken ein Interesse daran daß die Urteile auf die Qualität des Weines zurückgehen, und nicht etwa auf die Bestechung des Kritikers durch den Winzer. Zum Anderen werden die "unterlegenen" Winzer kaum ein unfaires Ergebnis einfach so hinnehmen wollen, es hängt ja ihr wirtschaftlicher Erfolg daran. Also greift man zu Blindverkostungen.
Jetzt hören wir ja ad nauseam von den Audiophilen, wie furchtbar so ein Blindtest die sensorischen Fähigkeiten verkrüppelt. Wenn man sich vorstellt wie sehr eine solche Verblindung bei einem Parker oder Johnson zu Ergebnisschuldungsstreß führen muß, dann fängt man an solche Leute dafür zu bewundern daß sie überhaupt noch etwas schmecken. Wobei, ehrlich gesagt bin ich mir nicht so sicher ob deren Kritiken durch solche Blindverkostungen zustande kommen. Ich würde es mir allerdings wünschen, denn wenn ich die Alternative des Langzeittests bedenke dann macht mir der Gesundheitszustand der Kritiker Sorgen. Wenn es wirklich so ist daß man sich über einen Saint-Julien nur ein Urteil machen kann wenn man eine Kiste davon in einem mehrwöchigen Langzeittest verkostet hat, und wenn ich das auf die Gesamtzahl der Weingüter hochrechne, die man in einem Buch dieser Kritiker bewertet findet, dann stelle ich mir den Zustand ihrer Leber in den schwärzesten Farben vor. Da ist es ein schwacher Trost daß es schlimmere Tode gibt als über einem Glas Grand Cru einzuschlafen.
Vielleicht ist es ja aber auch viel einfacher. Einen Hinweis darauf bietet eine Studie der ETH Zürich, die letzten Monat vorgestellt wurde. Sie legt nahe daß das Geschmacksempfinden davon abhängt, welches Urteil man vorher vom betreffenden Wein hatte. Kurz gesagt gab es mehrere Gruppen von Versuchsteilnehmern, die alle den gleichen Wein verkosteten. Eine Gruppe erfuhr vor der Verkostung die Punktebewertung von Parker. Eine weitere Gruppe erfuhr eine gefälschte schlechtere Punktebewertung. Zwei weitere Gruppen erfuhren die entsprechenden Punkte erst nach der Verkostung, aber noch bevor sie ihr Urteil abgeben sollten. Es stellte sich heraus daß der Wein bedeutend besser schmeckte wenn man vor dem Verkosten die bessere Bewertung kannte. Der gleiche Wein schmeckt besser wenn man vorher in seinem Parker geschmökert hat. Umgekehrt wirkt's nicht, also wenn der Wein schon drin ist hilft das Lesen der Weinkritik nichts mehr.
Ich bin davon überzeugt daß man das auf die Situation der Audiophilen übertragen kann. Ich empfehle daher, vor dem Hören einer Tonkonserve, sich sowohl die STEREO-Testberichte aller Anlagen-Bestandteile durchzulesen, als auch die positivste Plattenkritik, die man finden kann. Der Hörgenuß wird unvergleichlich sein.