Sonntag, 14. Juni 2015

Werden jetzt die Snowden-Dokumente freigegeben?

Die britischen Medien behaupten, in China und Russland habe man die Snowden-Dokumente "geknackt". Prima, dann kann man sie ja jetzt freigeben, oder? Der "Feind" weiß jetzt ohnehin alles, was bringt dann noch Geheimhaltung?

Vielleicht ist das aber auch bloß die nächste Etappe beim Snowden-Bashing. Viel Intelligenz scheint man beim Leser jedenfalls nicht vorauszusetzen.

Hier ist was ich drüber denke:

Wenn die britischen oder USAmerikanischen Geheimdienste bislang nichts unternommen hätten, um ihre Spione in Sicherheit zu bringen, dann wären sie geradezu sträflich inkompetent. Auch wenn Snowden immer behauptet hat, die Russen oder Chinesen hätten von ihm keine Dokumente bekommen, und seine Verschlüsselung sei sicher. Was Snowden da sagte stimmt wohl auch, aber gerade die Geheimdienstler werden ja wohl diejenigen sein, die ihm am allerwenigsten über den Weg trauen. Wenn sie über zwei Jahre hinweg nichts getan hätten, um ihr Personal zu schützen, wären sie dümmer als die Polizei erlaubt, und zwar völlig unabhängig davon ob man nun Snowden trauen kann oder nicht.

Was Snowden ja von Anfang an klar gemacht hat, ist daß er die Dokumente an Journalisten weitergegeben hat, denen er die Entscheidung über eventuelle Veröffentlichungen überläßt. Er sagte zudem, daß er die Dokumente selber gar nicht mehr hatte als er nach Russland einreiste. Das bedeutet erstens, daß man mit Veröffentlichungen rechnen muß, denn genau dafür hat Snowden die Dokumente ja übergeben, und damit erfahren's selbstverständlich auch die Russen und die Chinesen, denn da gibt's höchstwahrscheinlich (man glaubt es kaum) Leute die Zeitung lesen können.

Und zweitens bedeutet es, daß man sich diese Journalisten zur Brust nehmen kann und muss, wenn man an die Dokumente heran kommen will. Es ist ziemlich klar, welche Leute das sind, und die haben auch keinen riesigen Geheimdienst-Apparat, der sie vor Ausspähung schützen könnte. Wie schwierig ist es wohl, auf einem ihrer Computer einen Trojaner zu installieren, mit dem man nicht bloß die Dateien, sondern auch die Schlüssel dazu abgreifen kann? Noch nicht einmal ein gewiefter Journalist wird wohl eine Chance haben, wenn die größten und leistungsfähigsten Geheimdienste an seine Daten heran wollen.

Mit anderen Worten: Es wundert mich nicht im Geringsten, daß die Chinesen und die Russen die Daten haben. Es hätte mich eher gewundert wenn sie sie nicht hätten. Angesichts der Tatsache, daß Snowden so einfach so viele Dokumente aus dem System schmuggeln konnte, würde ich sogar vermuten, daß die russischen und chinesischen Geheimdienste einen Großteil davon bereits vor Snowden kannten.

In den Dokumenten, die bisher bekannt wurden, ging es so gut wie überhaupt nicht um Spionageeinsätze in China oder in Russland. Ich wüsste nicht wieso dadurch irgendwelche Leute in Gefahr kommen können, die dort vor Ort eingesetzt sind. Darum ging es Snowden offenbar nie, warum hätte er entsprechende Dokumente überhaupt mitnehmen sollen? Vielleicht ist ihm das eine oder andere dazwischen geraten, was man bei der Menge auch ohne bösen Willen annehmen kann. Ich habe aber keinen Zweifel, daß er an der Gefährdung von Spionen vor Ort keinerlei Interesse hatte und hat.

Das Ziel von Snowden war die Aufdeckung der Spionageaktivitäten gegen die eigene Bevölkerung in den USA und den verbündeten ("befreundeten"?) Ländern. Darum geht's bei den Dokumenten, und bei den daraus resultierenden Veröffentlichungen in den Medien.

Man kann also wohl vermuten, daß die eigentliche Frustration der britischen Geheimdienstler nicht wegen der Einschränkungen bei der Arbeit in China oder Russland entanden ist, sondern wegen der Konsequenzen zuhause. Immerhin sind sie so "ehrlich" und geben zu, daß bisher das Leben keines Spions in Gefahr geraten ist. Na also. Alles halb so wild.

Aber immerhin, man wollte wohl mal wieder Snowden vor's Schienbein treten. Er wird's verschmerzen können. Man weiß ja woher es kommt.

Aber was ich oben schrieb meine ich ernst: Was spricht jetzt noch dagegen, daß man die Dokumente veröffentlicht? Die ggf. betroffenen Spione müssten mittlerweile in Sicherheit sein, die Chinesen und Russen wissen sowieso alles, und die britischen und US-Geheimdienste haben sich 2 Jahre lang darauf einstellen können. Jetzt sind wir dran: Die Öffentlichkeit, die einen Anspruch darauf hat, zu erfahren was da in ihrem Namen und auf ihre Rechnung veranstaltet wurde.

2 Kommentare:

  1. Öffentlichkeit )) Über welche Öffentlichkeit redest Du,liebe Pelmazzo ?Öffentlichkeit in Deutschland schon längst zu eine verblödete Schar von Fernsehzuschauern degradiert.

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  2. Außerdem, es ist sehr naiv zu glauben dass der Meinung der Öffentlichkeit oder irgendwelche Öffentliche Proteste in Deutschland die Außenpolitik der USA beeinflussen können.Deutschland ist eben nur eine Kolonie der Amerikanern.

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