Sonntag, 21. Mai 2023

Pazifismus, quo vadis?

Diesen Artikel gibt's nur dank kptools, der mich dazu animiert hat, mal wieder einen Blogartikel zu schreiben. Auch über andere Themen als HiFi. Also geht's hier um ein Thema, das mich im Moment beschäftigt, und wahrscheinlich auch viele von Euch. Ich frage mich, was mit den deutschen Pazifisten los ist, und ob der Pazifismus tot ist, wie so mancher meint.

Auf jeden Fall scheint der Friedensbewegung in Deutschland die Fähigkeit und wohl auch der Wille zum Dialog abhanden gekommen zu sein. Ich erinnere mich an eine Dokusendung auf ARTE (https://youtu.be/zpKVmY9qPcM), wo z.B. eine Exil-Ukrainerin (Bella Khadartseva) eine Demo in Berlin beobachtet, und das Gespräch mit den Demonstranten sucht, aber letztlich keine sinnvollen Antworten bekommt. Von manchen Demonstranten wird sie offen angefeindet. Im Grunde ist das eine Parallele zur Situation in Russland selber, oder auch zwischen Russland und Ukraine, wo solche Kommunikationsprobleme quer durch die Familien gehen. Was ist da los? Warum kann man nicht mehr miteinander reden? Was ist überhaupt der Sinn einer Demonstration, wenn man gar nicht erst erklären will, warum man da demonstriert?

Beispiel der Demonstrant mit Baskenmütze, der ab 3:22 zu sehen ist. Er wirkt so als rezitierte er aus einem Drehbuch, das er vor sich her trägt. Auf Fragen ist er offenbar gar nicht vorbereitet, er gibt ein fixes Gedankenkonstrukt wieder, an dem er unbeirrbar festhält. Geradezu grotesk wirkt, wie er die ihn fragende Ukrainerin gleich auf die "andere Seite" verortet, und ihr ideologische Blindheit attestiert. Dabei ist er selbst die prototypische Verkörperung ideologischer Verbohrtheit!

Und direkt danach die graumelierte Frau, die der Ukrainerin im Vorbeigehen hinwirft, sie wolle ja nur Krieg. Sie redet mit einer jungen Frau, die wegen des Krieges ins Ausland geflohen ist, und meint, ihr sagen zu können, sie habe den Krieg gewollt! Sie meint, es besser zu wissen als die Betroffene selbst!

Was ist da los? Wie kann man für einen sprachlosen, herzlosen, verständnislosen, unsolidarischen "Frieden" sein, der den Kriegsopfern ins Gesicht sagt, sie seien am Krieg schuld? Wofür ist Pazifismus da, wenn nicht für die Opfer des Krieges? Wenn man Pazifist sein kann, indem man die Opfer zu Tätern erklärt, und ihren Widerstand zu Kriegstreiberei, was unterscheidet das dann noch von Kollaboration mit den Tätern?

Ich kenne natürlich die ganzen "Begründungen", die von der russischen Propaganda rauf und runter geleiert werden, und von solchen Friedensbewegten offenbar dankbar und unkritisch aufgenommen werden. NATO-Osterweiterung, Asow-Nazis, Kosovo, Afghanistan, Maidan-Putsch, usw. usf. Aber ich glaube nicht, daß das die Grundlage oder Ursache des Problems ist. Das hält alles keiner nüchternen Analyse stand. Dadurch wird nur eine Haltung abgepolstert, die schon vorher da war. Die russischen Propagandisten haben das sehr gut und sehr genau kapiert, und verstehen es zu nutzen. Aber die Friedensbewegten verstehen sich selbst nicht. Es ist eine kognitive Dissonanz, die sie da mit sich herum tragen, und auf diese Weise von ihrem Bewußtsein fern halten.

Ich denke, im Grunde kollidiert da ein unrealistisches Weltbild auf brutale Weise mit der Realität. Und statt sein Weltbild an die Realität anzupassen, versucht man, die Realität, oder jedenfalls die Wahrnehmung, die man von ihr hat, an das liebgewonnene Weltbild anzupassen. Alles was nicht passt, wird passend gemacht. Durch naive bis krude Verzerrungen, notfalls durch blankes Ignorieren von ganzen Faktenkomplexen. Je einfacher so ein Weltbild ist, desto leichter läßt es sich auf diese Art verteidigen. Leicht erkennbar wird das an den offensichtlichen Projektionen, bei denen man auf den Gegenüber das projiziert, was man selbst tut. Wie z.B. die "Baskenmütze", der der Ukrainerin ideologische Blindheit vorwirft, also genau das, was bei ihm selbst augenscheinlich im Überfluß gegeben ist.

Das hat von Euch bestimmt schon jeder erlebt: Man bekommt von Leuten Schwarz-Weiß-Denken vorgeworfen, die selbst zu keinerlei differenzierter Betrachtung in der Lage sind, und die ganze Situation nur durch die Brille des Konflikts zweier Großmächte sehen können. Uns wird Einseitigkeit vorgeworfen von Leuten, die kaum einseitiger sein könnten. Wir werden als von westlicher Propaganda verblendet dargestellt von Leuten, die praktisch 1:1 die russische Propaganda wiedergeben. Da halten sich Leute für Durchblicker, die bei Nachfrage zu keiner inhaltlichen Argumentation in der Lage sind, die über das Rezitieren der Propagandatexte hinaus geht. Sie geben ungerührt krasse innere Widersprüche von sich, die sie noch nicht einmal bemerken, wenn man sie darauf aufmerksam macht. Es beschweren sich Leute darüber, daß man angeblich alles russische verteufele, und im nächsten Moment stauchen sie ungerührt einen ihnen völlig unbekannten ukrainischen Kriegsflüchtling zusammen, und setzen ihn praktisch mit einem Nazi gleich.

Da sind heftigste Projektionen am Werk. Die Leute arbeiten sich den Verstand wund im Versuch, ihre kognitive Dissonanz zu überkleistern. Sie demonstrieren nicht, um uns etwas einzureden, sondern um sich selbst etwas einzureden. Sie brauchen die Mitdemonstranten, um sich selbst in ihrer Haltung zu legitimieren. Sie erwarten von uns Außenstehenden sowieso kein Verständnis, wir sind für sie bereits vom "System" verseucht und verloren. Reden ist da überflüssig. Von der Demonstration erwarten sie nur Selbstvergewisserung.

Ist das noch eine Friedensbewegung oder schon eine Sekte?

Weder noch, würde ich sagen. Sie sind aber gefährdet, in irgendeine Politsekte reinzurutschen. Es ist ja eigentlich interessant, wie auf solchen "Friedensdemos" die politisch Rechten und die politisch Linken einträchtig nebeneinander her laufen können. Die sollten unter normalen Umständen in ihren Ansichten wenig miteinander zu tun haben! Das scheint aber keine Rolle zu spielen, denn im Grunde haben ja beide das gleiche Problem: Ihr Weltbild steht in krasssem Widerspruch zur Realität. Sie kapieren nicht was da vor sich geht. Gerade haben sie noch die USA für die Wurzel allen Übels erkannt gehabt (wenn auch aus unterschiedlichen Gründen), und ihre Hoffnungen auf Putin projiziert (auch aus unterschiedlichen Gründen), dann bläst Putin zum Angriff auf die Ukraine, also auf das "Bruderland"! Wie läßt sich das erklären?

Unter normalen Umständen läßt es sich nicht erklären, denn es ergibt so keinen Sinn. Man tritt ja nicht seinen Hund, weil man sich über seinen Nachbarn ärgert. Entweder man sieht die USA als den eigentlichen Gegner an, und dann macht der Angriff auf das Bruderland keinen Sinn - er ist sogar völlig idiotisch, denn man täte damit den USA den größten Gefallen, indem man sich mit dem Bruder zerfleischt und dabei nur verlieren kann. Oder man sieht die Ukraine selbst als den Gegner an, dann ist das Gerede mit dem Bruderland völlige Heuchelei, und es geht in Wirklichkeit um Dominanz, bzw. Imperialismus. Im einen Fall ist es idiotisch, im anderen verlogen.

Nüchterne Betrachter zählen 1 und 1 zusammen und erkennen darin natürlich russischen Imperialismus. Die damit einher gehende Propaganda in den russischen Medien, und die Äußerungen diverser prominenter Meinungsführer in Russland, lassen daran auch gar keinen Zweifel. Das Ziel ist ein großrussisches Imperium. Die Ukrainer sind keine Brüder, sondern Vasallen. Ihr Versuch, sich daraus zu befreien, ist Verrat und muß streng betraft werden. Es ist die gleiche Denke wie bei den Ehrenmorden: Die ukrainische Tochter hat sich mit den verkommenen Westlern eingelassen, und um die russische Familienehre wieder herzustellen, muß man sie jetzt züchtigen. Wenn sie's überlebt (was sie nicht verdient hat, die Schlampe), wird sie für's Leben gezeichnet sein, und ein für allemal von dieser Versuchung geheilt sein.

Diese für das russische Publikum gemeinte Erklärung taugt natürlich nicht für das westliche friedensbewegte Publikum, diese Leute treibt man damit nur zusätzlich in die kognitive Dissonanz. Dort ist man antifaschistisch und antiimperialistisch eingestellt, und hat sich bisher an der Leitlinie orientiert, daß der Imperialismus zum Kapitalismus gehört, und somit zur USA. Russland ist dagegen "immer schon" als Verbündeter im antifaschistischen Kampf angesehen worden. Daß sich jetzt Russland als imperialistische Macht zeigt, kann, darf und soll nicht sein, also braucht man da ein anderes Erzählmuster. Dieses Erzählmuster erklärt die Ukrainer zu Werkzeugen der USA in ihrem imperialistischen geopolitischen Projekt gegen Russland. Man merkt auch hier wieder die Projektion: Was man selbst tut wird dem anderen zum Vorwurf gemacht. Die einfachen Tricks sind immer noch die besten.

Aber das ist natürlich Unsinn. Russland war nie antiimperialistisch. Schon gar nicht die UdSSR, die war sogar ein offen imperialistisches Projekt, was man damals allerdings als Projekt der kommunistischen Weltrevolution, als weltweite Diktatur des Proletariats, umerklärt hatte. Die betroffenen Länder, also quasi der ehemalige "Ostblock", waren sich darüber immer im Klaren, auch wenn es dort natürlich die Systembefürworter und Systemprofiteure gab, die das mit der Weltrevolution ernst genommen hatten. Die Polen, Balten, Ungarn, Tschechen etc. wußten, was es heißt, sowjetisches "Brudervolk" zu sein, also wieviel da "brüderlich" war, und wieviel herrschaftlich. Notfalls haben die Sowjets mit Panzern nachgeholfen. Das war imperialistisch, und zwar zu zaristischen Zeiten schon genauso wie zu sowjetischen, und es ist unter Putin immer noch imperialistisch, zumal er sich ganz ausdrücklich auf die Zarenzeit beruft. Er sagt das seit langer Zeit alles selber, da braucht man nichts hinein zu interpretieren, schon gar nicht böswillig. Stattdessen versuchen Leute seit zwei Jahrzehnten, den Imperialismus aus Putin heraus zu interpretieren, und aus ihm einen friedliebenden Partner zu machen, mit dem man friedvoll und gefahrlos Geschäfte machen kann.

Es ist schon erstaunlich, wie man die immer brutalere und immer offener sichtbare Unterdrückung aller Opposition aus seinem inneren Bild wegretuschieren kann, die Putin geradezu perfektioniert hat! Wie man glauben kann, jemand der innenpolitisch so handelt, würde außenpolitisch friedlich sein? Zumal man auch außenpolitisch seine Handschrift deutlich sehen konnte. Gerade wer die US-Außenpolitik so kritisch begleitet, sollte doch nicht blind dafür sein, wenn sich Putin noch brutalerer und rücksichtsloserer Mittel bedient! Woher diese Einäugigkeit?

Ich sehe da einen tief sitzenden Antiamerikanismus. USA = Kapitalismus = Imperialismus ist eine jahrzehntealte Formel, die in vielen Leuten immer noch drin zu stecken scheint. Es ist eine Sichtweise, die sich aus dem Kalten Krieg herüber gerettet hat. Deswegen ist es auch kein Wunder, daß man auf solchen Friedensdemos vorwiegend Leute sieht, deren politische Formation in die Zeit des kalten Krieges zurück reicht. Das Ende des kalten Krieges hat für sie einen Lebenstraum bedeutet, der (leider) zur Lebenslüge geworden ist. Ich kann das zum Teil nachvollziehen, weil ich ungefähr zur gleichen Altersstufe gehöre. Ich habe auch gegen den NATO-Doppelbeschluss demonstriert, noch kaum erwachsen. Ich erinnere mich noch an die Stimmung. Ich war aber auch kein Pazifist. Mir war auch damals schon klar, daß es Situationen gibt, in denen man zur Waffe greifen muß. Dazu hat nicht wenig die Beschäftigung mit der Nazizeit beigetragen, in der Schule und zu Hause. Ich hatte daher nichts gegen das Prinzip der Abschreckung, ich hatte nur etwas gegen das Prinzip der gegenseitigen garantierten Vernichtung. Das erschien mir monströs und irrsinnig, dagegen habe ich demonstriert.

Als ich bald danach an der Universität war, lernte ich die diversen K-Gruppen kennen, und deren Ideologie. Dort war genau diese Haltung besonders deutlich: USA = Kapitalismus = Imperialismus = Krieg, und im Gegensatz dazu UdSSR = Kommunismus = Solidarität = Friede. Das war zwar auch damals nicht recht glaubwürdig, aber angesichts der Großmachtkonfrontation schien es wenigstens nicht derart absurd wie heute. Der Zusammenbruch der UdSSR hat dann der Glaubwürdigkeit dieser Gruppierungen, und ihrer finanziellen Ausstattung, einen harten Schlag versetzt. Die Aussicht auf einen echten Frieden mit Russland war aber zumindest kurzzeitig, im Gefolge von Gorbatschow, ein sehr verlockendes Ziel, und auch ich war eher genervt von der US-Politik, die das meiner Meinung nach zu sehr behindert hat, und der europäischen Unfähigkeit, dem eine gemeinsame Sicherheitspolitik entgegen zu setzen. Dieser Teil von mir kann durchaus nachvollziehen, was die heutigen Friedensbewegten antreibt.

Sie sind aber leider in der Zeit, und in ihrem Wunschdenken, stehen geblieben. Russland hat sich nach Gorbatschow in die völlig falsche Richtung entwickelt, und das ist nicht der Fehler der USA. Es war naiv, zu glauben, Russland würde sich einfach so zu einem friedlichen und demokratischen Land entwickeln, nachdem gerade sein Imperium zerfallen war. Ich habe das gemerkt, als schon vor Putin diverse Krisenherde um Russland herum aufgeflammt sind, die im Grunde gezeigt haben, daß Russland seine Ambitionen nicht aufgegeben hat. Vor allem aber wurde mir klar, daß Russland selber ein Vielvölkerstaat, ein Imperium ist, das ebenfalls zerfallen kann, und es vielleicht auch verdient hätte, zu zerfallen. Im Grunde aber war ich anfangs verständnisvoll einer autoritären Regierung gegenüber, weil ich dachte das sei nötig, um den Laden nach dem Chaos des UdSSR-Zerfalls zu stabilisieren und zusammen zu halten. Ich habe mich sogar so weit beeindrucken lassen, daß ich auch den Krieg gegen die Tschetschenen unter Putin akzeptiert habe, denn irgendwie habe ich ihm abgekauft, das das ein Krieg gegen den Terror ist. Ein Fehler, denn wie sich heraus gestellt hat, ist er der Terrorist gewesen.

Bei dem Friedensbewegten von heute habe ich den Eindruck, daß die Entwicklung Russlands unter Putin im Grunde völlig an ihnen vorbei gegangen ist, und sie noch immer an einem romantischen Russlandbild von Anfang der 90er festhalten, wo in Russland Revolution und Aufbruch war, und alles möglich schien. Und die es fertig bringen, den Westen dafür verantwortlich zu machen, daß es danach nicht so lief wie erhofft. Mit anderen Worten, Putin damit zu entschuldigen, daß er angesichts der Feindseligkeit des Westens ja gar nicht anders konnte.

Das ist wiederum hanebüchener Unsinn. Es gibt keine denkbaren Umstände, die jemand wie Putin dazu zwingen würden, ein staatsmafiöses System zu errichten, in dem er als Alleinherrscher unanfechtbar an der Spitze steht. Putin hat das nicht des Westens wegen gemacht, sondern weil er die Macht wollte. Er ist ein Geheimdienstler, und ein Mafioso im Geiste. Das war er von Anfang an, und der Westen hätte daran so oder so nichts geändert. Man hat es ihm nur zu leicht gemacht, indem man ihn systematisch und über lange Zeit verkannte.

Eine friedfertige europäische Sicherheitsordnung mit Einschluß von Russland, in der auch die Nachbarländer Russlands ihre Freiheit und Sicherheit gehabt hätten, war mit Putin nie realistisch. Die sogenannten Sicherheitsinteressen Russlands wären immer auf Kosten der Sicherheit der Nachbarländer gegangen. Putin hätte immer dafür gesorgt, daß Russlands Sicherheit dadurch gewährleistet wird, daß nach Möglichkeit die Kette von Nachbarländern von Georgien bis Finnland demilitarisiert und somit wehrlos sind. Es ist wiederum erstaunlich, daß so etwas von den Friedensbewegten wie selbstverständlich akzeptiert wird, denn wenn immer ein kleineres und ein größeres Land sich als Gegner gegenüber stehen, dann ist die Sicherheit des kleineren Landes das größere Problem, um das man sich vordringlich kümmern muß.

Die Idee, daß ein kleineres Land seine Sicherheitsinteressen denen des größeren Landes opfern müßte, indem es neutral und demilitarisiert bleibt, ist recht eigentlich absurd. Man kann es nur durch ein Großmachtdenken erklären, in dem die Interessen kleinerer Länder schlicht nicht vorkommen, und ihnen gar nichts anderes übrig bleibt, als sich der einen oder anderen Seite als Vasall zur Verfügung zu stellen. Meiner Meinung nach in unserer heutigen Zeit ein Unding, ein kapitales ethisch-politisches Versagen! Daß es von Pazifisten ernsthaft vertreten wird, ist meiner Meinung nach ein geistiger Offenbarungseid, an dem deutlich wird, daß den Pazifisten das Verständnis dafür abhanden gekommen ist, worum es bei Frieden eigentlich geht, nämlich nicht der bloßen Abwesenheit von Tod.

Das Verständnis der NATO-Osterweiterung als aggressivem Akt der US-geführten NATO gegen Russland ist deswegen auch grundfalsch. Nicht deswegen weil der Westen Gorbatschow irgend etwas versprochen hätte. Das ist ein lachhaftes Mißverständnis dessen wie internationale Politik, insbesondere Verträge, funktionieren. Nur in einer absoluten Diktatur kann ein Handschlag des Diktators als rechtsverbindliches Versprechen gelten. In parlamentarisch organisierten Ländern ist für solche bindenden Versprechen mit gutem Grund die Zustimmung des Parlaments erforderlich. Wer also meint, die NATO wäre daran gebunden gewesen, offenbart damit nur eine totale Ahnungslosigkeit über die Regeln der Demokratie und der Diplomatie.

Nein, grundfalsch ist dieses Verständnis insbesondere deshalb, weil die neuen NATO-Mitglieder sich quasi in die NATO gerettet haben! Sie mußten ja nicht erobert werden, sondern haben sich um die Aufnahme aktiv bemüht, und mußten oft jahrelang darauf warten! So sieht kein aggressiver Akt aus! Es ist in erster Linie das außenpolitische Versagen Russlands, in seinen Nachbarländern ausreichend für Vertrauen zu sorgen und zu werben, um ihnen auch ohne NATO-Beitritt genügend Sicherheit zu geben. Dazu hätte man aber in Russland auf alle imperialistischen Allüren und die entsprechende Rhetorik konsequent verzichten müssen. Die sind aber im Lauf der Zeit immer deutlicher geworden. Den ehemaligen Ostblockländern war nur allzu klar was das bedeutet, und sie haben das auch immer wieder ausgesprochen, bloß wollten wir in Deutschland davon nichts wissen.

Ich war anfangs auch skeptisch, ob durch die Aufnahme nicht Russland unnötig provoziert würde, aber mir ist irgendwann um 2004 herum, als die Balten aufgenommen wurden, klar geworden, daß man sie nicht gut hätte zurückweisen können. Eine Verweigerung der Aufnahme hätte nämlich signalisiert, daß die NATO die baltischen Länder zum Einflußgebiet Russlands rechnet, und deswegen die NATO-Mitgliedschaft verweigert, also quasi aus Respekt vor den Großmachtambitionen Russlands. Das wäre ein katastrophales Signal gewesen. Man hätte so oder so den baltischen Ländern Sicherheitsgarantien geben müssen, um sie nicht im Regen stehen zu lassen, und dann wäre die Frage was noch der Unterschied zur NATO-Mitgliedschaft gewesen wäre, bei der es ja genau um diese Sicherheit geht.

Es kommt noch hinzu, daß man den Sicherheitsinteressen Russlands durchaus entgegen gekommen war, indem die NATO darauf verzichtet hat, und zwar bis heute, auf dem Territorium der neuen Mitglieder Atomwaffen zu stationieren. Bis heute liegen die NATO-Atomwaffen in Europa in den "alten" NATO-Ländern. Vom deutschen Büchel mit seinen vielleicht 20 Atomwaffen ist es genauso weit nach Berlin, wie von Kaliningrad, wo Russland angeblich inzwischen Atomraketen stationiert hat. Dabei sind so weit ich weiß die Atomwaffen in Büchel gar nicht auf Raketen montiert, sondern müssen ggf. per Bomber zum Ziel geflogen werden, was natürlich deutlich länger dauern würde. Zudem ist die NATO kein einzelnes Land, sondern ein Bündnis aus unabhängigen Ländern. Mir ist völlig schleierhaft wie sich die "Putinversteher" vorstellen, daß ein Angriffskrieg der NATO gegen Russland aussehen würde. Meinen sie, die USA könnten die Devise ausgeben, "morgen greifen wir Russland an", und Lettland, Estland, Litauen und Polen rufen "auja, wir sind dabei!" oder "zu Befehl, Kommandant!"? Ist denn nicht klar, daß ein solches Szenario eine völlig bescheuerte Vorstellung ist?

Und noch eines darf man nicht vergessen: Die NATO hat seit den 90er-Jahren Rüstungsabbau betrieben, ganz besonders Deutschland! Das ging deutlich über das hinaus, was vereinbart war. Am Ende, wie wir wissen, stand das deutsche Militär ziemlich blank da, mit nicht funktionierender Ausrüstung, kaum Munition, regelrecht herunter gewirtschaftet. Soll so etwas ein Zeichen sein, daß man Russland bedroht? Auch daß es die USA auf Russland abgesehen hätten ist ein Märchen. Für die USA spielt seit längerem in Fernost die Musik. Russland ist nur lästig, weil es vom eigentlichen Problem ablenkt. Eine Ex-Großmacht, die mit ihren Atomwaffen herumfuchtelt, um noch ernst genommen zu werden. Eine Volkswirtschaft der Größe von Italien mit einem überdimensionierten Militär voller Waffenschrott. Ein krasses Mißverhältnis zwischen Eigen- und Außenwahrnehmung. Nein, die gefühlte Bedrohung seitens der NATO ist für Russland nur eine gern gepflegte Illusion zur Aufpolsterung der eigenen weltpolitischen Bedeutung, bzw. des entsprechenden nationalen Egos.

Den US-Amerikanern ist seit vielen Jahren erkennbar lästig, das sie sich immer noch derart in Europa sicherheitspolitisch engagieren müssen. Es ist absurd, zu glauben wir würden hier quasi von den Amerikanern in Besatzung gehalten, damit sie bei uns alles bestimmen können. Im Gegenteil, die USA wären froh, wenn sich die Europäer mal um ihre eigenen Sicherheitsinteressen kümmern würden, so daß sich die USA mit dem beschäftigen können was aus ihrer Sicht viel wichtiger ist: Der pazifische Raum, insbesondere China und Umgebung. Das sieht man sehr deutlich gerade beim aktuellen Ukrainekrieg, wenn sich die USA immer wieder zieren, eine bestimmte Art von Militärhilfe zu leisten, und den Europäern den Vortritt lassen wollen. So war es z.B. bei den Leopard-Panzern. Die USA haben sehr deutlich gemacht, daß sie befürworten würden, wenn Deutschland und andere Länder hier die Initiative ergreifen würden. Es war der deutsche Scholz, der unbedingt die USA mit dabei haben wollte. Es ist also nicht die USA, die hier den Europäern diktieren würde, was zu machen ist, sondern es sind die Europäer, die sich nach wie vor unter den Rockschößen der USA verstecken, und nichts ohne die USA unternehmen wollen.

Europäische Sicherheitspolitik war daher bisher weitgehend leeres Gelaber. Wenn's darauf ankommt will man doch wieder die USA vorne dran haben. Es ist doch immer noch bequemer, wenn Mama USA die sicherheitspolitischen Socken wäscht, auch wenn Sohnemann Europa inzwischen schon über 70 ist. Im Ukrainekrieg war das zum Vorteil der Ukraine, denn wenn es auf eine eigenständige europäische Sicherheitspolitik angekommen wäre, dann gäbe es heute keine Ukraine mehr. Es heißt nicht, USA-Freund oder gar Speichellecker zu sein, wenn man das heute anerkennt, was sie für die Ukraine getan haben. Das bedeutet nicht, daß sie weltpolitisch prinzipiell "die Guten" wären. Ich habe viel Kritik an den USA, aber ich bin differenziert genug in meinem Urteil, daß ich auch anerkennen kann, wenn sie etwas richtig machen.

Es ist daher für mich frappierend, wie man es bei den Pazifisten genau anders herum sehen kann. Es ist dieselbe Realität, aber eine völlig andere Wahrnehmung. Eine stark eingeschränkte Wahrnehmung, wie ich meine. Eine Wahrnehmung, die im kalten Krieg stecken geblieben ist, die von Antiamerikanismus getränkt ist, die sich einem romantischen Russlandbild hingibt, das noch nie viel mit der Realität zu tun hatte, und heute erste recht nicht hat, und die zu kognitiven Dissonanzen führt, die die Pazifisten dazu bringt, die Opfer zu Tätern zu machen, um ihre Wahrnehmung und ihre Lebenslüge zu retten. Dabei fallen sie der russischen Propaganda, die auf diesem Klavier hervorragend zu spielen weiß, reihenweise zum Opfer. Sie verkennen dabei alles: Sie verkennen Russland, Putin, die Ukraine, die USA, die NATO, die weltpolitische Situation im Ganzen, und auch sich selber. Tragisch.

Besonders erschüttert hat mich kürzlich die Wortmeldung von Eugen Drewermann anläßlich der Verleihung des Karlspreises an Volodymyr Selenskyj. Das Video dazu gibt's hier: https://youtu.be/lXehrdPQzA4

Gleich vorneweg: Ich kaufe Drewermann seine Erschütterung ab. Ich glaube auch nicht, daß er russlandfreundlich ist, und letztlich Putin's fünfte Kolonne in Deutschland spielen will. Aber er ich bin mindestens genauso erschüttert über das Versagen seiner Urteilsfähigkeit, das er in diesem Video dokumentiert. Er ist erschüttert über das fortgesetzte Morden im Ukrainekrieg, und bringt es fertig, den Verantwortlichen dafür fast vollständig auszusparen, und den Vertreter der Opfer für die Tode verantwortlich zu machen. Er appelliert an Selenskyj, aber wo ist sein Appell an Putin?

Er tut so als würde Selenskyj seine Bürger gegen ihren Willen in den Tod schicken. Als würden ihn die Verluste in der eigenen Bevölkerung nicht interessieren! Als würde es Drewermann brauchen, um ihn daran zu erinnern, daß die eigenen Leute sterben! Drewermann, der im sicheren Deutschland sitzt! Weiß er, daß Selenskyj die allermeiste Zeit in Kiew geblieben ist, besonders am Anfang, als er es abgelehnt hat, von den USA evakuiert zu werden, wohl wissend, daß ihn das das Leben kosten kann? Daß ihn die Invasoren wahrscheinlich umbringen würden, wenn es die ukrainische Armee nicht schafft, die russischen Truppen vor Kiew aufzuhalten? Mit welchem Recht maßt sich Drewermann an, aus der warmen Stube heraus die ukrainischen Bürger ihrem frei gewählten Präsidenten gegenüber vertreten zu können?

Es gibt einen einfachen Grund, warum eine Kriegspartei über die eigenen Toten schweigt: Man will dem Gegner keinen Anhaltspunkt für seine Propaganda bieten. Es hat nichts damit zu tun, die eigenen Toten zu ignorieren. Ob ein Staatsoberhaupt sich über die Verluste im eigenen Volk bewußt ist oder nicht, das erkennt man nicht an veröffentlichten Zahlen, sondern an seinem Verhalten. Ich lade Drewermann und alle anderen ein, sich das Verhalten von Selenskyj und Putin in dieser Hinsicht einmal genauer anzusehen. Wer besucht die Gräber? Wer besucht die Soldaten an der Front? Wer spricht mit den Hinterbliebenen? Wer redet wie über das Thema?

Drewermann will den Frieden. Selenskyj auch. Aber offensichtlich meinen sie nicht das gleiche damit. Drewermann meint offenbar das Ende des Tötens damit. Selenskyj das Ende der Ungerechtigkeit und der Sklaverei. Wenn den Ukrainern die Sklaverei egal gewesen wäre, und sie nur das Töten nicht gewollt hätten, dann hätten sie der Invasion von vorn herein keinen Widerstand geleistet. Dann wäre die Invasion binnen Tagen erfolgreich gewesen, und die Ukraine gäbe es heute nicht mehr, jedenfalls nicht als unabhängigen Staat. Aus den Ukrainern, die nicht geflohen sind, hätte Putin Russen gemacht, in ungefähr der gleichen Weise wie Xi aus den Uiguren Chinesen macht. Mit Gewalt. Es kann daran kaum einen Zweifel geben, denn das wurde alles vorher klar ausgesprochen.

Aber das interessiert Drewermann nicht. Er weiß es besser. Er weiß besser, was die Ukrainer wollen, er weiß besser, was aus wirtschaftlicher Sicht geboten wäre (billiges russisches Gas, zumindest für uns Deutsche), er weiß besser was für die Umwelt gut ist (die Kapitulation der Ukrainer). Die Ukrainer sollen den Planeten retten, indem sie sich selbst opfern. Wenn sie es nicht freiwillig tun, müssen wir sie eben zwingen.

Krieg ist Wahnsinn, da hat Drewermann recht. Aber es ist auch Wahnsinn, darüber das Gefühl für Gerechtigkeit zu verlieren. Krieg kann nur mit Gerechtigkeit überwunden werden, denn ohne Gerechtigkeit wird er weiter wuchern. Die Ukrainer kämpfen um ihre Existenz, Russland kämpft um sein Imperium. Das ist ein Unterschied der kaum größer sein könnte. Drewermann leugnet das. Er behauptet wir würden unsere eigenen Interessen in Putin hinein projizieren. Wir würden zu Unrecht Putin zum Imperialisten erklären, indem wir unseren Imperialismus in ihn hinein projizieren, ihn dämonisieren. Die wirklichen Imperialisten seien die Amerikaner, die Sieger des kalten Krieges! Was für ein unfaßbares Fehlurteil! Putin hat aus seiner eigenen imperialistischen Einstellung keinen Hehl gemacht, seit Jahren nicht! In seiner Umgebung tönt es sogar noch schriller. Man braucht da nichts zu projizieren, man muß bloß hinhören! Aber das will Drewermann nicht, seine Meinung steht schon fest, anscheinend schon seit 1991.

Es geht so weit, daß er Boris Johnson Worte in den Mund legt, die er nicht von der Quelle haben kann, sondern die nur seiner eigenen Phantasie enstsprungen sein können: "Damals kam Boris Johnson im Auftrag der Amerikaner, um zu sagen: Mach den Krieg, wir unterstützen Dich. Wir wollen ihn haben! Wir müssen Russland bekämpfen!" Was für eine ungeheuerliche Verleumdung! Johnson, wir erinnern uns, hatte kurz zuvor den Ort des Massakers von Bucha besucht, kurz nachdem Selenskyj selbst den Ort besucht hatte. Als sich die beiden kurz danach in Kiew getroffen haben, kamen die Verhandlungen mit Russland zum Stillstand. Von mehreren Seiten wurden die Massaker von Bucha für diesen Stillstand verantwortlich gemacht, aber Drewermann weiß von irgendwoher, daß Johnson mit einem amerikanischen Auftrag dorthin fuhr, und daß er es war, und nicht Butscha, der den Stillstand herbei geführt hat, und zwar nicht wegen des Butscha Massakers, sondern weil die USA an einem Frieden kein Interesse hatten. Hat er das in einer göttlichen Erleuchtung erfahren? Oder woher sonst nimmt er die Gewißheit, daß es so war wie er es im Video behauptet?

Ich würde sagen, da spielt die Realität bei Drewermann keine Rolle mehr, er hat seine Überzeugung aus seinem Ressentiment geschöpft. Und er ist, was die Erklärungen angeht, der russischen Propaganda zum Opfer gefallen.

Falls Drewermann überhaupt noch erreichbar sein sollte, würde ich ihm Folgendes auf den Weg geben wollen:

Frieden ist nicht die Abwesenheit von Tod. Frieden ist die Folge von Gerechtigkeit. Ein Frieden, der den Opfern einer Aggression auferlegt, sich dem Aggressor zu fügen, im Dienste der Vermeidung von Blutvergießen, ist ein Diktatfrieden, der nicht funktionieren kann. Die Opfer werden sich dem nicht unterwerfen. Sie werden weiterhin für Ihr Recht kämpfen. Wer also Frieden will, kämpfe für Gerechtigkeit, und nicht gegen die sowieso schon Benachteiligten.

Der Krieg wurde den Ukrainern aufgezwungen. Nicht von ihrer Regierung, sondern von Putin's Russland. Das war schon 2014 der Fall, und in 2022 folgte der zweite Streich. Auch die Ostukrainer wollten 2014 mehrheitlich keinen Krieg und keine Sezession. Igor Girkin, der russische Geheimdienstler, der die verdeckten militärischen Operationen Russlands in der Ostukraine geleitet hat, beschwerte sich einst darüber, daß er in der Ostukraine keine 1000 Freiwilligen für seine Aufständischentruppe rekrutieren konnte. Der Krieg im Donbass ist Russland's Werk. Nicht das Werk der ukrainischen Regierung in Kiew, und nicht das Werk unterdrückter Russen im Donbass.

Wer den Ukrainern in dieser Situation helfen will, der sollte sie nicht versuchen, zu bevormunden. Ganz besonders sollte er nicht so tun, als würde er ihre Interessen vertreten. Die Ukrainer sind selbständige, erwachsene Leute, die über ihre Angelegenheiten selbst entscheiden können. Wenn Drewermann meint, es besser zu wissen, sollte er wenigstens darauf verzichten, so zu tun, als spräche er für die ukrainischen Bürger. Denn das tut er nicht. Auch nicht mit den besten Absichten. Er sollte sich ehrlich machen, für wen er da mit welchem Mandat spricht. Wahrscheinlich ist es nur er selbst.

Wenn Drewermann die Ukrainer davon überzeugen will, daß sie die Waffen niederlegen sollen, und gegen die russische Invasion nicht länger bewaffneten Widerstand leisten sollen, um weiteres Blutvergießen zu vermeiden, dann muß er ihnen eine annehmbare Alternative anbieten. Er muß ihnen zeigen, wie sie unter diesen Umständen ihre Freiheit und ihre Existenz behalten können, denn das ist es wofür sie gerade kämpfen. Wenn er versucht, ihnen weis zu machen, Putin sei im Grunde gutwillig, dann sollte er nicht überrascht sein, wenn sie ihn für einen Idioten halten.

Und wenn er gegen den ausdrücklichen Willen der Ukrainer von der deutschen Bundesregierung verlangt, sie solle die Militärhilfe an die Ukraine einstellen, dann sollte er darauf verzichten, sich Christ zu nennen. Denn ein Christ opfert sich vielleicht selbst anstelle des Opfers einer Aggression, aber er würde nicht aus einer ungefährdeten Position heraus einem Opfer empfehlen, sich dem Aggressor hinzugeben.

Es ist wohlfeil, davon zu reden, daß die Opfer eines Krieges immer die Leute an der Front sind, auf allen Seiten. Das wissen wir alle, es ist eine Binsenweisheit. Das kann man ohne Verständnis für die konkrete Situation immer sagen. Die Verantwortung und die Gerechtigkeit gebietet es, daß man sich genauer ansieht, wer hier angreift und wer verteidigt, und mit welchen Mitteln. Das kann im Einzelfall schwierig sein, beim Ukrainekrieg ist es aber außerordentlich einfach. Egal welche Kriege die USA anderswo ausgefochten hat. Die Ukrainer können nichts für die zahlreichen Fehler der USA, und sie können auch nichts für den beklagenswerten Zustand der UNO. In der Ukraine kämpft Russland gegen die Ukraine, und man kann sich ziemlich genau ansehen, wie sie es tun.

Es ist die russische Armee, die hier auf fremdem Territorium steht. Das ist das Unrecht, das es zu korrigieren gilt. Dafür muß sich die russische Armee zurück ziehen, und nicht die ukrainische Armee aufhören, sich zu verteidigen. Erst wenn die Soldaten wieder auf ihr eigenes Territorium zurück gekehrt sind, kann man über die Linderung der Verletzungen und Konflikte innerhalb der Ukraine reden. Das wird schwer sein, aber wenn man die Gerechtigkeit allem zugrunde legt, kann es funktionieren.

Drewermann sollte weniger auf den Tisch hauen, und mehr nachdenken, wen oder was er warum wem gegenüber vertreten will. Und welche Rolle dabei die Ukrainer selbst spielen. Ungeschminkte und selbstkritische Aufrichtigkeit wäre hier sehr von Vorteil.

Als Beispiel für Pazifismus widert mich das jedenfalls an. Wenn Pazifismus darin bestehen soll, dem Opfer einer Aggression eine Standpauke zu halten und ihn aufzufordern, den Widerstand einzustellen, oder die Hilfeleistung an ihn, dann hat er sich in meinen Augen fundamental diskreditiert, denn es scheint dem Pazifismus nicht mehr um Gerechtigkeit zu gehen.


Das war jetzt fast schon eine Predigt, und das auch noch von einem Atheisten wie mir. Ich hoffe trotzdem, Ihr habt es mit Gewinn gelesen.