Mich haben ja bekanntlich schon mehrfach die Methoden beschäftigt wie durch Messungen (oder den Anschein davon) versucht wird, dem Leser eine audiophile "Wahrheit" näherzubringen, oder wie solche Messungen dazu benutzt werden den Skeptikern eins überzubraten. Da gab's z.B. die Messungen an den Bybee Klangbonbons im Studiomagazin, die Verstärkerklang-Messungen in der Stereoplay, und damit zusammenhängend einen Artikel über den Betrug mit Messungen. Letzteren Artikel scheint sich die Firma Gecom Technologies zu Eigen gemacht zu haben. Der skandalöse Bybee-Meßbericht von Gecom-Inhaber Stephan Goetze im Studio-Magazin, den ich ja schon damals ausführlich kritisiert hatte, war ganz offensichtlich kein Ausreißer. Die Sache hat System. Gecom scheint zur Standardadresse für Scharlatane zu werden, die ein meßtechnisches Deckmäntelchen haben wollen. Ich frage mich ob so etwas genug Geld einbringt um dafür seinen Ruf zu ruinieren.
Seit der Bybee-Geschichte ist Gecom nämlich in mindestens zwei weiteren Angelegenheiten mit "Meßberichten" aktiv geworden, beidesmal offenbar im Auftrag der Berliner Firma Hifi-Tuning, die die Ergebnisberichte auch auf ihrer Webseite zum Download bereit hält. Der erste Bericht dreht sich um CD-Entmagnetisierer, der Zweite um Feinsicherungen. Beide bleiben ganz in der Tradition des Bybee-Berichts. Irrelevante Messungen werden ohne stichhaltige Begründung (oder mit haarsträubender Begründung) für deutliche Klangeffekte verantwortlich gemacht. Zusammenhänge werden so unterstellt oder postuliert, die völlig an den Haaren herbei gezogen sind, und die dokumentierten Meßreihen sollen offenbar den Eindruck erwecken als hätte das alles Hand und Fuß. Das Ganze ist derart unseriös daß ich an des Herrn Goetze's Stelle Schiß hätte daß das Hauptgeschäft der Firma darunter leidet.
Es geht schon damit los daß die Berichte mehr oder weniger offen als Kalibrier-Dokument vorgestellt werden. Beim CD-Entmagnetisierer-Bericht ist das ganz explizit, beim Feinsicherungs-Dokument eher dezent. Von einer Kalibrierung kann beidesmal nicht die Rede sein. Kalibriert werden Meßgeräte, und nicht Sicherungen oder Entmagnetisierer. Kalibrieren sieht für den Laien natürlich besonders fundiert und "amtlich" aus, deswegen denke ich daß das nicht aus Versehen so gemacht wurde. Es ist aber sehr bedenklich wenn Goetze bereit ist seinen Namen für diese Täuschung herzugeben.
Das Dokument über die CD-Entmagnetisierer ist ein meßtechnischer Vergleich von drei verschiedenen Produkten, von denen eines von Hifi-Tuning vertrieben wird und nicht ganz überraschenderweise "gewinnt". Was dabei gemessen wird zeigt alles andere als die Wirksamkeit der Produkte, aber das wird nach allen Regeln der Kunst verschleiert. Diese Geräte tun offenbar nichts Anderes als die Entmagnetisierdrosseln, die man früher zur Behandlung von Tonköpfen benutzt hat. Bloß die Bauform ist anders. Entsprechend wird ein Magnetfeld mit der Netzfrequenz erzeugt, und das kann man natürlich auch messen.
Man sieht das über mehrere Seiten hinweg auch dargestellt, als ob es irgendwie besonders relevant wäre. Die Oberwellen im entstehenden Magnetfeld werden analysiert, und nebenbei merkt man mal wieder daß der Autor grobe Schnitzer in der Interpretation von Meßergebnissen macht, die starke Zweifel an seiner Qualifikation nähren. So interpretiert er z.B. auf einem Spektrumanalysator-Bild die Fläche unter der Kurve als Maß für die Gesamtenergie, was bei der logarithmischen Darstellung eines Spektrumanalysators völliger Unsinn ist.
Da eine CD nicht aus magnetisierbarem Material besteht ist das natürlich alles völlig irrelevant, denn daß die Geräte ein magnetisches Wechselfeld erzeugen wird kaum jemand bezweifeln wollen, und daß das Feld zwischen den Geräten unterschiedlich sein wird wohl auch nicht. Also wird auch eine Messung gemacht in der angeblich vor und nach der Behandlung einer CD das magnetische Feld der CD selbst gemessen wird. Zum Einen ist diese Messung ausgesprochen dubios, denn es ist z.B. unklar wie das Erdmagnetfeld ausgeklammert wird. Zum Anderen zeigt das Ergebnis die Irrelevanz der ganzen Sache, denn ein CD-Spieler ist schon durch seinen eigenen Trafo, und generell durch die Umgebung im Wohnzimmer, weitaus größeren Magnetfeldern ausgesetzt als es nach dieser (zweifelhaften) Messung von der CD kommen könnte.
Dieses Argument fällt dem Autor natürlich nicht ein. Es gibt auch kein Wort eines Kommentars zu den nichtmagnetischen CDs, der Autor tut so als verstünde sich die Sinnhaftigkeit der Entmagnetisierung von selbst. Stattdessen (wir kennen das ja schon von der Bybee-Geschichte) gibt's noch den Hinweis auf einen Hörtest, der die "Wirkung" bestätigt. Zu den Einzelheiten des Hörtests natürlich kein Wort.
Bei den Sicherungen sieht's nicht viel anders aus. Mehrere Seiten Tabellen über die Messung des Gleichstromwiderstandes der Sicherungen kommen völlig ohne Diskussion ob und inwiefern diese Meßwerte in einer konkreten Situation überhaupt relevant sind. Man erweckt den Eindruck als wäre es umso besser je geringer dieser Widerstand ist. Das kann man aber bloß beurteilen wenn man weiß in welcher Schaltungsumgebung die Sicherung eingesetzt werden soll. In der Regel ist das in der Stromversorgung, z.B. in der Primärwicklung eines Netztrafos. Gerade da ist der Einfluß aber völlig vernachlässigbar.
Der Brüller ist aber, daß der Widerstand getrennt für die beiden "Laufrichtungen" gemessen wird, und der Autor entblödet sich nicht die Unterschiede auf die Zugrichtung des Drahtes zurückzuführen. Bei der Größenordnung dieser Unterschiede ist aber klar daß schon die Reproduzierbarkeit der Messung schlechter sein muß, wir reden hier von ein paar Millionstel eines Ohms. Kontaktwiderstände eines Sicherungshalters sind weit größer. Dem Autor feht offenbar jede realistische Einschätzung der Lage und der Relevanz seiner Messungen. Das wird noch unterstrichen bei den Messungen mit einem Impedanz-Analysator, der mit Wechselstrom mißt. Auch hier weist der Autor darauf hin daß es unterschiedliche Ergebnisse bei beiden "Laufrichtungen" gegeben hat. Wenn es einen Punkt gibt, wo man den völligen Unverstand am deutlichsten sieht, dann hier.
Die Rauschmessungen sind ebenso daneben. Man kann zwar dadurch feststellen ob und in welchem Ausmaß ein Stromrauschen auftritt, das über das thermische Rauschen hinaus geht, aber über die Auswirkungen auf das Gerät in dem die Sicherung sitzt ist dadurch nichts gesagt. Eine nachvollziehbare Argumentation über den Zusammenhang fehlt völlig. Der Autor tut wieder so als verstünde sich das von selbst, dabei ist das Gegenteil der Fall. Genauso bei der Thermospannung, die ist ebenfalls in der Praxis irrelevant, denn es handelt sich um eine Gleichspannung, und ähnliche Thermospannungen treten an vielen Stellen im Gerät auf ohne daß es eine Auswirkung hätte (wir reden von Mikrovolt hier).
Also das gleiche Bild erneut: Zwischen den Meßwerten und der behaupteten Wirkung ist der Zusammenhang eine bloße Unterstellung, die nirgends nachgewiesen wird. Stattdessen tut man alles um dem Leser den Zusammenhang implizit nahezulegen, und schreckt dabei nicht vor einer völlig unsinnigen Interpretation der Messwerte zurück.
Beim Dokument über die Sicherungs-Messungen ist noch bemerkenswert daß ein Textabschnitt eingefügt ist, in dem anscheinend die Firma Hifi-Tuning "spricht" und nicht Gecom. Das wird aber nicht klar gemacht, es ergibt sich eher aus dem Zusammenhang und aus dem verwendeten Textfont. Es wird also zusätzlich noch verschleiert wer hier was behauptet. Die Trennung zwischen Auftraggeber und Meßlabor verschwimmt.
Ich muß sagen daß das alles einen verheerenden Eindruck bei mir hinterläßt. Hier werden alle Prinzipien seriösen Arbeitens geradezu mit Füßen getreten. Mit solchen Beispielen seiner Arbeit gibt sich Stephan Goetze der Lächerlichkeit preis. Da muß der audiophile Wahn eine Sicherung zum Durchbrennen gebracht haben.
16 Kommentare :
Alles Quatsch! Ich hör´s doch ;-)
Ich werde gemessen, also kling ich :-)
Pelmazo schreibt mir wie so oft aus der Seele.
Die Messungen sind wirklich peinlich. Die Berichte richten sich aber an Menschen, die nichts (oder nur sehr wenig) davon verstehen. Somit könnte die "Rechnung" der Tuningfirma sogar aufgehen. :-(
Ist doch sehr fair von Stephan Götze, dass er potentielle Kunden ausführlich auf die Grenzen seiner Kompetenz hinweist - das machen die wenigsten..
Das Ganze ist derart unseriös daß ich an des Herrn Goetze's Stelle Schiß hätte daß das Hauptgeschäft der Firma darunter leidet.
LOL, was für Hauptgeschäft soll denn eine Klitsche mit 50.000 € Bilanzsumme haben ???
https://www.ebundesanzeiger.de/ebanzwww/wexsservlet
Der Laden war schon mal platt und der Goetzte hat noch nicht mal Prokura für die neue Firma
Alex8529
Da kommen die Ratten wieder aus ihren Löchern gekrochen.
Da kommen die Ratten wieder aus ihren Löchern gekrochen.
schön, dass sie sich diesmal vorher ankündigen....
Wer den Eröffnungstext auf besagter Hifi-Tuning page liest und nicht vom Würgereiz übermannt diesen Ort des Schwachsinns gleich wieder verlässt, wird mit rektaler Einnahme von mind. 20 Klangbonbons bestraft. Bei mildernden Umständen darf er den CD Konditionierer als Gleitgel verwenden.
Ins gleiche Segment wie die Bybee Dinger gehören wohl auch die neuen Aktivator CD-Chips von Phonosophie. Auf die CD geklebt verursachen sie nicht etwa einen unrunden Lauf, sondern verändern in wundersamer Weise die ausgelesenen Bits so, dass der Klang lauter und die räumliche Darstellung verbessert wird. In Tests von audiophil-online.de voll bestätigte Wirkung! Wie Herr Hansen dieses Wunder wohl vollbringt?
Was Bits und Bytes heutzutage alles von Tuningexperten abbekommen ist schon grauslig.
Schützt das Bit, auch ein Bit hat seine Rechte.
Wenigstens kümmert sich Pelmazo um unsere Seelen
Ich plädiere doch stark dafür, dass wir die 0 und 1 in Ruhe lassen. Die Algebra wird's uns danken. Ob aber ein 0 noch "nuller" oder eine 1 noch "einser" wird, da darf Hansen gerne ran.
Es geht nicht um 0 oder 1. Es geht darum, ob 0 oder 1 richtig erkannt werden.
richtig.
es gibt tatsächlich auch neue Laufwerke die Störungen in Form von Kratzen und Rauschen verursachen die man nicht gleich merkt. Die Chips sind eine halbfertige Entwicklung und fussen auf unbewiesene Behauptungen und Scharlatane gibts nunmal überall.
Trotzdem ist hier definitiv der falsche Blog für ernsthafte Diskussionen um Frequenzen und deren Wirkung.
Neurofeedbackforscher sind seit 20 Jahren dabei Binaural Beats Verfahren zu entwickeln,
beschäftigen sich mit der Wirkung von Frequenzen auf das Bewusstsein was schon 1839 auf den deutschen Forscher H.Dove zurückgeht. Z.B. Don Carlson mit Sonic Bloom durch
neue bildgebende neurologische Verfahren wissenschaftlich fundiert. Aus einer EEG Messung
können heute Klänge abgeleitet werden, über CD abgehört, können gezielt Neurotransmitter stimulieren und blockieren was die Pharmaindustrie hellhörig macht. Wegbereiter Robert Monroe mit seinen Radiosendern in den USA machte in den 60ern Erfahrungen mit Wirkung von Frequenzen auf das Bewusstsein. Quantenvibrationen sind mittlerweile von Joel Sternberger physikalisch bewiesen, die Patente werden gerade geprüft. Die Erkenntnisse der Chronobiologie und Alphawellen sind vielversprechend, z.B. neue Aminosäuren enstehen in Proteinketten und fördert beim Menschen die Aufnahme neuer Informationen und Lerninhalten.Was das Wachstum der Planzen fördert hat auch Einfluss auf dem Menschen.
Vielleicht sollte Heinzmann einen Schluck Thetawellen nehmen statt mit Widerständen rumzuspielen. Es eignet sich für das Umgehen mentaler Blockaden und Verteidigungsmechanismen
.
Was ist das denn für ein unzusammenhängender Schwall von Blödsinn? Liest sich wie der Output von akuter Inkontinenz...
pelmazo hat gesagt…
"Was ist das denn für ein unzusammenhängender Schwall von Blödsinn? Liest sich wie der Output von akuter Inkontinenz..."
Na dann hat dies sehr viel gemeinsam mit Deinen Ergüssen..., past also wie die Faust aufs Auge!
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