Sonntag, 28. November 2010

Testblödsinn

Ich lese und schreibe jetzt seit über 6 Jahren im Hifi-Forum, und ich habe den Eindruck daß sich in dieser Zeit die Bereitschaft vieler Diskutanten von einem ohnehin niedrigen Level noch weiter verringert hat, sich bei einem Test zu überlegen wie man den möglichst zielführend zu gestalten. Es wird entweder von völlig sinnfreien Tests berichtet, oder es werden solche sinnfreien Tests gefordert oder vorgeschlagen. Sämtliche Hinweise darauf was es für einen fairen und aussagekräftigen Test zu beachten gilt werden offenbar komplett ignoriert. Was dabei heraus kommt spricht oft genug schon den einfachsten Regeln der Logik und des Verstandes Hohn.

Wohlgemerkt, ich rede von "aussagekräftig", und nicht von "Beweis" oder von "wissenschaftlich"! Wenn man die Latte zu hoch legt wird sie jeder reißen. Ein Test kann auch Sinn haben wenn man keinen Beweis daraus machen kann oder wenn seine Durchführung wissenschaftlichen Prinzipien nicht voll genügt. Das Hirn sollte man aber schon einschalten, und nicht einfach drauflos testen und dann auch noch erwarten daß ein Leser daraus abgeleitete hanebüchene Schlußfolgerungen auch noch akzeptiert oder gar "respektiert".

Ein Beispiel für das was ich meine würde der Test von Dr. Kaletha in Sachen CD-Rohlingsklang bieten, der schon den Anlaß geboten hat für die jüngste Auseinandersetzung um das "Galileo-Gambit". Ich will das aber gar nicht weiter vertiefen, sonst heißt es wieder ich wäre nur an persönlichen Angriffen auf den armen Mann interessiert. Es haben auch schon Andere reichlich argumentiert warum dieser Test völlig sinnlos war und ungeeignet die vorgebliche Frage zu beantworten.

Ich nehme daher ein anderes Beispiel (manche werden sagen ein anderes Opfer). Es ist sowieso kein Problem dafür Beispiele zu finden. Mein Aufhänger ist dieser Beitrag im Hifi-Forum, mit dem Janus525 in Form eines "Testvorschlags" das Thema Kabelklang in "meinen" Thread eingeführt hat als es dort gerade um etwas ganz Anderes ging.

Ein bißchen Background zu Janus525 is aber zuerst ganz hilfreich. Im Hifi-Forum ist er zuerst aufgetaucht mit diesem Beitrag vom März letzten Jahres, mit dem er einen fast 6 Jahre alten Thread wieder zum Leben erweckte. Wie man unschwer erkennt ist das ein Beitrag, der das "Guerilla-Marketing" zwischen allen Zeilen hervorschwitzt, und wie man am darauf folgenden Diskussionsverlauf erkennen kann war es auch nötig daß ihn die Moderation darauf aufmerksam machen mußte daß er sich als gewerblich kennzeichnet, was offenbar nicht ohne Widerwillen passierte. Wer sich seine Beiträge Revue passieren läßt wird recht viele finden in denen bestimmte Produkte mehr oder weniger unmotiviert "erwähnt" werden.

So auch in besagtem Testvorschlag von heute vormittag. Der Testvorschlag selbst ist derart unsinnig daß man schon fast gezwungen ist zu vermuten daß es sich um einen Vorwand für eine Produktplatzierung handelt. Weil aber auch ohne so einen Vorwand regelmäßig solche ähnlichen Tests diskutiert werden nehme ich das mal auseinander:
  • Janus525 impliziert mit seinem Vorschlag daß sein "Adressat" so einen ähnlichen Test noch nie gemacht hat. Das ist so üblich wie ignorant. Man kann so oft und deutlich zu erkennen geben wie man will daß man sich mit solchen Fragen auch schon mit eigenen Versuchen beschäftigt hat, es nutzt nichts. Die bloße Tatsache daß man nicht die gleichen Ansichten vertritt wie Janus 525 wertet er de facto als Nachweis daß man solche Versuche nicht gemacht haben kann. Oder wenigstens nicht "richtig" gemacht haben kann. Das ist geradezu lachhaft angesichts der Tatsache daß die ganze Testbeschreibung höchst vage beschrieben wird, mit der einzigen Ausnahme daß das zu verwendende Kabel benannt wird. Die Message ist: Nimm dieses Kabel, alles Andere ist beinahe egal. Wobei im Falle des Mißerfolgs die Hintertür bereits bereitgehalten wird. Vage Testbedingungen mit gleichzeitiger Hintertür von "unpassenden" Anlagen macht den Test schon im Ansatz völlig wertlos, denn sollte er scheitern wäre er leicht abzutun. Janus525 kann so nicht verlieren. Die Karten sind gezinkt. Ein fairer Test muß aber geeignet sein eine Behauptung zu bestätigen oder sie zu widerlegen. Beides muß je nach Ergebnis möglich sein.
  • Die beschriebenen Testmodalitäten sollten schon auch erkennen lassen wie dadurch die wohlbekannten Störfaktoren ausgeschlossen werden, die ein Ergebnis verfälschen können. Zu den wichtigsten Störfaktoren gehören die Voreingenommenheit der beteiligten Personen und weitere psychologisch bedingte Faktoren. Dann bekannte elektrische Wechselwirkungen, wie sie sich hier z.B. durch das Y-Kabel ergeben. Schließlich statistische Effekte die eine Signifikanz suggerieren können wo keine ist. Der Test soll schließlich eine bestimmte Frage klären helfen, und der Test hat keinen Sinn wenn unterschiedlichste Ursachen die gleiche Antwort produzieren können. Im vorliegenden Beispiel wird das so gut wie völlig ignoriert. Es wird suggeriert als wäre das einzig relevante Problem die Voreingenommenheit der Probanden, und als könnte man die in den Griff kriegen wenn man als Personen solche nimmt die nichts mit Hifi zu tun haben. Das ist mehr als naïv.
  • Es wird keinerlei Aussage gemacht wie das Ergebnis auszuwerten ist. Man soll die Reaktionen der Tester einfach veröffentlichen, und den Rest sozusagen der "Community" überlassen. Was nach aller Erfahrung nur dazu führen kann daß sich jeder nach eigenem Gutdünken seine Relevanzkriterien nachträglich zurechtbiegt. Geklärt ist danach überhaupt nichts. Ein sinnvoller Test legt vorher fest welches Ergebnis eine Bestätigung bedeutet, welches eine Widerlegung, und welches ein Unentschieden.
Was darüber hinaus besonders stört ist die anscheinend unvermeidliche vorsorgliche Schmähung wenn man sich auf diesen Blödsinn nicht einläßt. Man muß sich dann vorhalten lassen, man probiere nichts ernsthaft aus, sondern schreibe nur. Dabei ist es genau anders herum: Mit solchen wertlosen Tests ist nichts gewonnen, denn egal wie sie ausgehen würden könnte man das Ergebnis getrost ignorieren.

Es ist auch nicht zu erkennen warum dieser Testvorschlag nun ausgerechnet ein anderes Ergebnis bringen soll wie eine unübersehbare Flut ähnlich dümmlicher Tests, die schon gemacht wurden. Warum soll's dieses Kabel nun ausgerechnet bringen, warum die "Erfahrung" eines Janus525 auch nur einen Pfifferling mehr wert sein als die ähnliche Erfahrung von unzähligen Vorgängern die ihren Glauben auch nicht seriös substanziieren konnten?

Dazu kommt noch daß Janus525 schon seit Beginn seiner Teilnahme in Forumsdiskussionen Gelegenheit genug hatte sich über die Anforderungen an solche Tests zu informieren. Viele der Kriterien könnte er in Diskussionsbeiträgen finden die unmittelbar auf ihn antworten. Daß er daraus nichts gelernt zu haben scheint macht es noch überflüssiger sich mit so einem Testvorschlag zu beschäftigen, denn man hat es offensichtlich mit jemandem zu tun der keinerlei Interesse daran hat etwas über Tests zu lernen, oder auch nur den Standpunkt seiner Diskussionspartner zur Kenntnis zu nehmen.

Solche Tests, egal ob vorgeschlagen oder durchgeführt, sind letzlich reine Beschäftigungstherapien, die verhindern sollen daß sich ein vernünftiger Gedanke durchsetzen kann. Blinder und tauber Aktionismus als Gegengift gegen unerwünschte Einsichten.

"Wie gefällt Dir der Vorschlag...?" fragt Janus525. Meine Antwort wäre: "Schieb ihn Dir meinetwegen in den Hintern!". Hier kann ich's ja schreiben.


Kommentare wie immer in diesem Thread.

Samstag, 20. November 2010

Gastbeitrag

... von Dr. h.c. Christian Böckle

Hallo Mädels

In Anbetracht der ungeheuerlichen Vorgänge im Kommentarbereich von pelmazos Blog sowie im österreichischen Hififorum (die mir unerträglichste Kopfschmerzen bereitet haben) eröffne ich hiermit einen weiteren Thread aus der Reihe "Es ist (und bleibt) ein Elend".

Mein Urteil (nach genauestem (extrem schmerzhaftem) Studium der Sachlage):
Die Audio-Esoteriker sind ganz einfach "Total kaputt im Schädel".

Um es noch weiter "auf den Punkt" zu bringen:
Wenn Kant und Galileo noch am Leben wären, so würden sie sich (in astreiner "Pulp-Fiction-Manier) den guten Holger schnappen und ihn ausgiebig mit einer Kneifzange und einem Lötkolben bearbeiten.

Aber nichtsdestotrotz:
In meiner Eigenschaft als international anerkannter promovierter Gynäko-, äh Ornithologe möchte ich eingangs kurz vogeltechnisch Stellung beziehen.
Nun.
Ornithologisch betrachtet, sind in der esoterischen Audio-Szene folgende Vogelarten anzutreffen:
Der audiophile Kaputtschädelsittich
Der esoterische Hirnrißkakadu
Der Esoterik-Spruchbeutelschädler
Der geistige Alpensegler (Opus Milba, äh Apus melba)
Der Oberstübchen-Dachstuhlbrand-Birkenzeisig
Die Single-Malt-Blaumeise
Der trinaurale Dreizehenspecht
Der Gehirnerweichungs-Speichelhäher (Garrulus Grindarius Grausus) (gehört zur Familie der Eichelhäher (Garrulus glandarius)
Der Fichtenkreuzschnabelmongo
Der Gimpel oder Dummpfaff
Der Graus-Schnäpper (Musicapa stradivari) (stammt vom Grauschnäpper ap, äh ab (Muscicapa striata)
Die Hohltaube (gehört zur Familie der Audiophögel)
Die geistige Dumpfmeise (Parus abstrusis) (gehört zur Familie der Sumpfmeisen (Parus palustris)
Die audiophile Dünnpfiff-Reiherente (Aythya fulligülla, äh fuligula)
Der gemeine Nervensäger, auch Kammerklängler genannt (gehört zur Familie der Hirnrißler und stammt vom geistigen Dünnpfeifer ab)
Der Holger-Sittich (auch Dummvogel genannt)
usw.


In aufrichtiger Trauer möchte ich den Tod des gesunden Menschenverstandes bekanntgeben.
Die Grabstätte befindet sich hier:
http://www.hififorum.at/forum/showthread.php?t=5541
und natürlich (großflächig) hier:
http://www.open-end-music.de/


Da muß man sich doch (auch ob des "Finest geistigen Desastering") voll an`s Hirn greifen.
Das EIGENTLICHE Problem in pelmazos blog beruht ALLEINIG auf dem EXTREM schrägen Denkmuster diverser, IMMENS geschwätziger KLEINER Esoterikerkreise, die im Schutze ihrer Anonymität Unmengen an geistigem Unflat im Kommentarbereich von pelmazos Blog abgesondert haben.
Es ist zum "Haare raufen".
Zuerst wird also beispielsweise von einer Handvoll hirnrissiger "Esos" im Kommentarbereich EINES EINZIGEN (von pelmazo seriös und präzise formlierten) Leitartikels von diversen Vollkoffern geistiger Sondermüll in Form EINIGER HUNDERT(!!!) "Kommentare" abgeworfen.

Und DANN wird DIESER Müll zu allem Übel auch noch pelmazo SELBST angelastet, geradeso, also ob ER diesen ganzen Müll SELBST geschrieben hätte!
Nun.
Dieser banale Vorgang inklusive Schuldzuweisung ist typisch für die "beklemmende Logik diverser überaus geschwätziger "Esoterikerkreise".

Ergo:
Das Grauen hat also einen Namen:
Nämlich:
Audio-Esoteriker.

Und das Bemerkenswerte:
Um ein Esoterikerforum "am Laufen" zu halten, bedarf es NICHT (wie bei einem "herkömmlichen" Forum) 1000er Mitglieder.
Hier genügen beispielsweise im Durchschnitt gerade mal` zehn "aktive" Mitglieder mit durchschnittlichem (esoerikertypischem) "Mitteilungsbedarf".
SO ETWAS funktioniert (beitragshochfrequent) problemlos ÜBER JAHRE hinweg.
Und wenn man sich dieses (fürchterliche) Szenario (hinsichtlich seines durchschlagkräftigen "Potentials") in den Kommentarbereich von pelmazos Blog übertragen denkt, so bedarf es nur WENIGER TAGE um einen Leitartikel-Kommentarbereich KOMPLETT zuzumüllen, und im selben Zuge PELMAZO SELBST für diesen Müll unmittelbar verantwortlich zu machen.

Zusammenfassend kann man also folgende zwei Tatsachen anmerken:
1.) ALLE Blog-Artikel pelmazos sind technisch präzise, trocken, überaus scharfsinnig, geistreich und höflich formuliert.
2.) Das EINZIGE "Problem" der von pelmazo verfaßten Blog-Artikel beruht DARAUF, daß diese Artikel gewissen Esoterikerkreisen "einfach nicht in den Kram passen", weil sie nicht deren "Apostelgeschichte" entsprechen.

Zur analytischen Veranschaulichung des esoterisch gesteuerten Elends, eingebettet in dessen beklemmende "Logik":

Nach vielen Jahren des erlittenen Elends und der tiefempfundenen abgrundtiefen Verzweiflung in diversen Audio-Foren habe ich den untrüglichen Eindruck gewonnen, daß SÄMTLICHE Esoterikerkreise die Realität ganz einfach um 180 Grand phasenverschoben wahrnehmen:
Das heißt im Detail:
JEDER logisch VOLLKOMMEN KLARE Tatbestand wird von diesen Leuten IN IHR PURES GEGENTEIL VERKEHRT wahrgenommen, geradeso, als ob bei diesen Leuten das meiste Zeug im Schädel einfach "komplett verkehrt" angeschlossen worden ist (Elektrische Fehlpolungen, sowie Kreuz-und-Quer-Verdrahtungen im (internen) Schädelbereich).

Und diese schrägen esoterischen "Denkmuster" sind mir einfach unbegreiflich, weil
diese Muster ABSOLUT UNLOGISCH sind.
Bei Aspekten, die beispielsweise einer technisch unbegabten Hausfrau oder einem Sechsjährigen SOFORT einleuchten, steht ein "gestandener erwachsender Esoteriker" total daneben.

Betrachten wir das ganze Dilemma einmal auf der Verstandes-Ebene:
Folgende Verstande sind (Audio-)Esoterikern völlig fremd:
Der gesunde Menschenverstand
Der gesunde Hausverstand
Der gesunde Haus- und Hofhund-Verstand
Der gesunde Katzenverstand
usw., usf..
Kurzum:
SÄMTLICHE gesunden Verstande werden von (Audio-)Esoterikern beleidigt.

Meine Diagnose:
Irreversible Schäden innerhalb des Denkgehäuses.
Reparatur unrentabel, äh, nicht behandelbar.

Grüße
Dr. Böckle


Nachwort des Blogwarts:
Um die wertvolle Diagnose des von mir hochgeschätzten Herrn Dr. h.c.* Böckle in den angemessenen Rahmen zu stellen habe ich mich dazu entschlossen, ausnahmsweise von meiner üblichen Praxis abzuweichen, alle Artikel selbst zu verfassen. Ich hoffe damit dem Bedürfnis meiner geschätzten Leserschaft zu entsprechen. Der Artikel ist peer-reviewed, dennoch liegen alle Rechte und Linke beim Verfasser.


* = humoris causa

Freitag, 12. November 2010

Geistige Bulimie

... eine Antwort auf Dr. Holger Kaletha.

Vor ungefähr sechs Wochen sprachen Neil deGrasse Tyson und Richard Dawkins über das Thema "The Poetry of Science" in der Howard University. Wer Englisch gut genug versteht wird am Video sicher seine Freude haben.

Die jüngste Auseinandersetzung mit Dr. Holger Kaletha, speziell seine Antwort auf meinen früheren Blog-Artikel, hat mich wieder an dieses Gespräch erinnert. Das ganze Gespräch ist interessant, aber in unserem Zusammenhang speziell relevant ist die Passage ab etwa Minute 14, wo Tyson über den Bezug zwischen der Mathematik, unseren Sinnen, und der Struktur der Welt redet. Über die Art und Weise wie Wissenschaft zu ihren Erkenntnissen kommt, und was das mit unseren Sinnen und unserer Wahrnehmung zu tun hat:
"You train yourself to abandon your senses, because you recognize how they can fool you into thinking that one thing is true that is not. You abandon them, you use your tools to do the measuring and say: OK, that's the reality! Then you make a mathematical model of that, that you can manipulate logically - 'cos math is all about the logical extension of one point to another - and then you can make new discoveries about the world that, frankly, you'll just have to get used to. [...] No longer are you justified saying: That idea in science is not true, because it doesn't make sense. Nobody cares about your senses! [...] It's math that allows you to take these incremental steps beyond the capacity of your senses, and perhaps even the capacity of your mind."
Genau das liegt auch an der Wurzel der Auseinandersetzung um die Funktion des CD-Spielers und darum welche Effekte im Zusammenhang mit CD-Rohlingen möglich sind und welche nicht - dem auslösenden Thema für die Kontroverse um Kaletha. Es liegt überhaupt an der Wurzel der Auseinandersetzung zwischen den "Subjektivisten" und den "Technikern".

Ein CD-Spieler ist ein technisches Konstrukt dessen Funktionsweise seine Wurzeln in mathematischen Modellen hat. Die CD speichert Zahlen, keine Klänge oder Musik. Eben weil sie Zahlen speichert kann man das gleiche Medium auch als Datenspeicher für Computer benutzen. Daß man Klänge und Musik als eine Folge von Zahlen ausdrücken und dergestalt speichern kann ist alles andere als eine Selbstverständlichkeit; es ist ein Ergebnis einer ziemlich umfangreichen Forschungstätigkeit, in deren Verlauf nicht nur das Hörvermögen untersucht werden mußte, sondern insbesondere auch mathematische Verfahren und Modelle zur Repräsentation von Schwingungen und von Information gefunden werden mußten. Auf diesem Schatz von Erkenntnissen fußt die Funktionsweise einer CD und des dazugehörigen Abspielgerätes.

Ohne diese mathematischen Modelle kann man die CD letzlich nicht verstehen, genausowenig wie man die atomare Welt ohne die Quantentheorie verstehen kann, oder die Astrophysik ohne die allgemeine Relativitätstheorie, die beide ebenfalls mathematische Modelle sind. Und in allen diesen Fällen muß man zum richtigen Verständnis der Funktion seine Sinne aufgeben, denn die Wahrheit folgt aus der Anwendung der Mathematik, und der dazugehörigen Werkzeuge, und nicht aus der sinnlichen Wahrnehmung.

Wer diese Modelle und Methoden tief genug aufnimmt und darin trainiert ist, für den können sie zur zweiten Natur werden, und der Umgang damit wird intuitiv, das heißt er macht sich nicht mehr bewußt daß es solche Modelle sind und die Modelle und Werkzeuge werden zu einer Art Erweiterung seiner Sinne und Fähigkeiten. So kann es passieren daß man sich bei der Wiedergabe einer CD ins Geschehen hineinversetzt fühlt, oder es kann geschehen daß man beim Blick auf ein Oszilloskopbild intuitiv auf einen Fehler aufmerksam wird ohne ihn bewußt über das mathematische Modell hergeleitet zu haben. Es ändert aber nichts daran daß die Grundlage dafür erst einmal das mathematische Modell ist. Wenn einen dieses intuitive Gefühl dazu verleitet zu glauben die Sinne hätten die Oberhand über die Mathematik gewonnen ist man auf dem Holzweg.

Fliegen kann sich intuitiv anfühlen, man steuert das Flugzeug ohne zu denken, aber das heißt nicht daß man selbst fliegt, denn es ist immer noch das Flugzeug das fliegt, und es braucht immer noch die mathematischen Modelle um eins zu bauen oder um seine Funktion zu verstehen.

Der Subjektivist, der aufgrund eines gehörten Effekts sich dem Techniker überlegen fühlt, der die Modelle kennt auf denen die Funktion der Hifi-Anlage beruht, ist daher nicht etwa der Wahrheit näher, sondern ganz einfach auf einem illusionären Egotrip. Das wird auch nicht dadurch besser daß es "Techniker" gibt die mit ihrem Wissen hochstapeln. Die "Wahrnehmungs"-Hochstapelei stellt die meist locker in den Schatten.

Für diesen Zusammenhang zwischen mathematischen Modellen und der Realität, und der Untauglichkeit der unmittelbaren Wahrnehmung für die Wahrheitsfindung gerade in technischen und wissenschaftlichen Dingen, gibt es heutzutage derartig viele schlagende Beispiele daß man schon völliger Realitätsverweigerer sein muß um das nicht zu sehen.

In der Epoche von Galilei hat es die allermeisten dieser schlagenden Beispiele noch nicht gegeben. Die über Jahrhunderte etablierte Wissenschaft beruhte auf Aristoteles, und stellte die philosophischen Prinzipien über die Naturbeobachtung. Die philosophischen Prinzipien, das heißt insbesondere auch die Mathematik. Wie wir eben gesehen haben ist die tatsächlich wichtiger und näher an der Realität als die Wahrnehmung, insofern war Aristoteles tatsächlich ein Fortschritt über die ältere Methode, die auf der direkten Wahrnehmung beruhte. Das Mißtrauen, das man zu Zeiten von Galilei gegen die direkte Wahrnehmung hatte, war berechtigt, und deswegen ist die Polemik gegenüber denen die sich von einem Blick durch das Fernrohr nicht überzeugen ließen, oder den gar nicht erst getan haben, auch so billig. Das ist eine Polemik aus der bequemen Position der Nachwelt, die den Luxus besitzt zurückblicken zu können.

Das Vertrauen auf die direkte Wahrnehmung ist älter als Aristoteles und die Mathematik. Es ist die primitivere Methode der Wahrheitsfindung. Sich auf die Mathematik zu stützen ist demgegenüber ein Fortschritt, und als solcher der Anfang der Wissenschaft. Die Erkenntnis daß die unmittelbare Wahrnehmung eben nicht der bessere Weg zur Wahrheitsfindung ist geht auf die griechische Antike zurück und ist eine grundlegende Kulturleistung.

Das heißt nicht daß die pure Mathematik automatisch korrekte Beschreibungen der Realität liefert. Man kann vor diesem Hintergrund aber vielleicht immerhin verstehen warum diejenigen Gelehrten, die sich dieses Fortschritts bewußt waren, sich dergestalt verrannt haben daß sie Postulate mathematischer Schönheit, wie z.B. der Kreisbewegung, für so "real" gehalten haben daß sie die Verifizierung für unnötig gehalten haben.

Galilei hat nicht dem alten Prinzip der unmittelbaren Wahrnehmung wieder zum Durchbruch verhelfen wollen. Das wäre auch ihm als Rückschritt erschienen. Er hat etwas ganz anderes getan, nämlich er hat das Prinzip in die Wissenschaft eingeführt daß man Theorien über die Realität experimentell verifizieren muß. Diese experimentelle Verifizierung hat sehr wenig mit der Wahrnehmung als solche zu tun, außer daß man einen Weg finden muß wie man einen Aspekt der Realität, der für so ein Experiment wichtig ist, für den Menschen beobachtbar macht.

Dieses "beobachtbar machen" bedeutet, daß man ein Instrument bauen muß was einen Effekt in die menschliche Wahrnehmbarkeit überführt. Für Galilei war sein Fernrohr so ein Instrument. Für den Konstrukteur von Hifi-Geräten ist das Oszilloskop oder der Audio-Analysator so ein Instrument. Ein Übersetzer zwischen solchen Aspekten der Realität die der direkten Wahrnehmung nicht zugänglich sind, und irgend einem menschlichen Sinn.

Bei allen diesen Instrumenten gilt daß die unmittelbare Wahrnehmung dessen was sie zeigen keinen Sinn ergibt ohne daß es dazu vorgängig ein Modell, eine Theorie gab, anhand derer die "übersetzte" Beobachtung interpretiert werden kann. Galileis Blick durch das Fernrohr wäre ohne Kopernikus' Theorie sinnlos gewesen und hätte keinerlei Erkenntnisgewinn erbracht. Nur weil diese Theorie bereits im Raum stand konnte Galilei das was er da durch das Fernrohr sah als etwas Bedeutsames und Aussagekräftiges erkennen. Als ein Argument, ein Indiz, oder sogar als einen Beweis im Streit der Welterklärungsmodelle.

Daß ihm viele zu dieser Zeit nicht gefolgt sind ist daraus ebenfalls verständlich. Um so ein Indiz überhaupt ernst genug zu nehmen muß man zuvor zur Überzeugung gekommen sein daß die "alte" Theorie in der Krise ist, daß sie also nicht genug Erklärungsvermögen für die tatsächlichen Verhältnisse hat. Das werden naturgemäß nicht alle gleichzeitig sein.

Um aber die "alte" Theorie als in der Krise befindlich erkennen zu können muß man ihre Implikationen verstehen. Man muß wissen an welchen Stellen ihre Vorhersagen mit der Realität im Widerspruch stehen. Und um das zu wissen muß man die alte Theorie gut kennen, denn wenn dieser Widerspruch durch bloße Anschauung schon offensichtlich wäre dann gäbe es diese Theorie schon längst nicht mehr.

Ich hoffe ich habe klar machen können warum es ein allzu billiger Vorwurf ist, wenn man die Leute aus Galileis Zeit dafür schmäht daß sie beim Blick durch's Fernrohr nicht gleich ihre Meinung geändert haben, oder gleich gar nicht durchblicken wollten. So ein Verhalten war aus damaliger Sicht bei weitem nicht so unvernünftig wie es heute scheint. Und erst recht nicht hat es etwas mit einer etwaigen Überlegenheit sinnlicher Wahrnehmung zu tun.

Wer aus philosophischen Erwägungen heraus heute die Wahrnehmung über die mathematisch-technischen Erkenntnisse stellen will bewegt sich damit nicht nur hinter Galilei, sondern noch hinter Aristoteles in die vorwissenschaftliche Zeit zurück. Galilei oder so gut wie jeden neuzeitlichen Wissenschaftler kann man dafür jedenfalls nicht als Kronzeugen heranziehen, ja der Versuch ist eine krasse wissenschaftstheoretische Verfehlung. Wenn dafür die narzisstisch-egoistischen Motive so klar zutage liegen wie bei Kaletha ist es eine Frechheit, ich wiederhole mich da ausdrücklich.

Man fragt sich unwillkürlich was in so einem Fall die ganzen herbeizitierten philosophischen Geister nutzen sollen, die Kaletha beschwört ohne klar zu machen inwiefern sie seine Ansicht stützen. Es wirkt auf mich wie geistige Bulimie, wo sich einer die Texte diverser Autoritäten wie in einem Anfall in sich hineinstopft, und als unverdauten Brei alsbald wieder auskotzt. Und nicht merkt wie er dadurch immer dürrer wird.

Wenn das typisch für heutige Philosophie wäre, dann wäre sie wirklich mausetot. Hier schließt sich der Kreis zu Neil deGrasse Tyson, der sich in der Diskussion nach Ende des Gesprächs auch über Philosophie äußert. Es beginnt etwa bei 3 Minuten nach der vollen Stunde.

Für Diskussionen gibt's den inzwischen bekannten Thread im Hifi-Forum.

Montag, 8. November 2010

Der Kommentarwahnsinn

Ich mache meinen Kommentarbereich bis auf Weiteres hier dicht.

Stattdessen habe ich im Hifi-Forum einen Thread speziell zur Kommentierung meines Blogs eröffnet, der natürlich wie alle anderen dortigen Threads den Regeln und der Moderation des Hifi-Forums unterliegen. Es ist zunächst nur ein einziger Thread für mein komplettes Blog, man wird sehen müssen inwieweit eine Aufteilung in separate Threads für einzelne Themen nötig ist.

Wer also künftig Kommentare abgeben will ist herzlich eingeladen, das dort zu tun, hier geht's jedenfalls einstweilen nicht mehr. Am Ende jedes neuen Artikels hier im Blog werdet Ihr einen Link zum entsprechenden Diskussionsthread im Hifi-Forum finden.

Ich finde es außerordentlich schade daß es so weit gekommen ist, denn ich hätte eine freie Kommentierung meiner Beiträge hier für weitaus besser gehalten, so wie das bisher möglich war. Inzwischen hat aber der Vandalismus einiger Weniger ein Ausmaß angenommen bei dem auch Unbeteiligte hineingezogen werden, bis hin zu Firmen aus dem Pro-Audio-Bereich, die nun wirklich absolut gar nichts mit diesem Blog und den Streitereien zu tun haben. Was das angeht wird es womöglich rechtliche Konsequenzen geben, das ist gegenwärtig in der Prüfung, aber ich bin nicht bereit das hier oder im Forum zu diskutieren, ich bitte also von entsprechenden Nachfragen abzusehen.

Es ist klar was das Ziel dieses Vandalismus war und ist: Mein Blog und insbesondere ich selbst soll aus dem Verkehr gezogen werden, und man schreckt nicht davor zurück eine Mobbing-Kampagne auf diejenige Person zu führen, die man hinter meinem Pseudonym vermutet. Ich kann versichern daß ich nicht beabsichtige, diesem Druck nachzugeben. Ich werde in meinem Blog genauso weitermachen wie bisher, mit Ausnahme der Kommentarmodalitäten. Warum sollte ich auch einen Rückzieher machen? Es haben sich schließlich so gut wie alle meine Aussagen bestätigt, ich bin also definitiv auf dem richtigen Weg.

Ich habe schon vor langer Zeit erklärt worin der Grund für meine Pseudonymität besteht, und wie man sieht hatte ich recht damit. Man kann sich tatsächlich nicht darauf verlassen daß sich Leute wie Dirk Jambor auf Fairness besinnen und Leute bzw. Geschäftsbeziehungen aus dem Spiel lassen die nichts mit diesem Blog zu tun haben. Es ist im Gegenteil offensichtlich daß man bereit ist, absolut alles zu unternehmen von dem man glaubt daß es mir schaden könnte, völlig egal was dabei für Kollateralschäden entstehen könnten. Und es ist ebenso offensichtlich daß sie dabei jede moralische und ethische Regel zu übertreten bereit sind die sie selber bei mir anmahnen.

Dabei wird gelogen und die Wahrheit verdreht was das Zeug hält. Man rechtfertigt eigene Regelübertretungen mit Regelübertretungen die man mir gegen alle hier offen nachlesbare Realität in die Schuhe zu schieben versucht. Man lügt sich selbst und uns Allen vor, ich beginge strafbare Handlungen, aber statt die Verfolgung der Justiz zu überlassen fühlt man sich berechtigt, mich unmittelbar an den Pranger zu stellen. Das ist der Versuch, das Recht durch einen hysterischen Lynchmob zu ersetzen.

Ich betreibe hier ein satirisches, scharfes, in offene Wunden stechendes Blog, und es ist klar daß das einigen Leuten nicht gefällt. Das heißt aber noch lange nicht daß es unfair wäre. Jeder, den ich angegriffen habe, hat die Gelegenheit sich zu verteidigen und die Vorwürfe zu entkräften. Die Schlammschlacht liegt nicht in meinem Interesse, sondern die inhaltliche Auseinandersetzung. Wer meine Beiträge ohne Hysterie und Verfolgungswahn liest wird das unschwer erkennen.

Wenn sich aber ein von mir durch den Kakau Gezogener mit persönlichen Angriffen und wahnhaft betriebenen Schlammschlachten meint zur Wehr setzen zu müssen, dann demonstriert er dadurch genau das was ich behaupte und arbeitet mir letztlich in die Hand: Er zeigt daß ich recht habe und er nackt dasteht, ohne Argument, ertappt bei seinem Schwindel. Das war und ist mir nicht unangenehm, denn wie schon mehrfach betont bin ich der Meinung daß ein des Denkens fähiger Leser die Situation durchschauen wird und diesbezüglich keine moderative Reinigungsaktion und Vormundschaft braucht. Und wer so viel Verstand nicht hat dem kann ich auch nicht helfen.

Inzwischen ist aber leider die Hysterie auf ein solches Ausmaß gestiegen daß eine inhaltliche Diskussion meiner Beiträge kaum noch eine Chance hat. Auf meinen letzten Beitrag gab es einige wenige entsprechende Kommentare, die im allgemeinen blindwütigen Geschrei völlig untergehen. Ich hätte auch einfach "Buh!" schreiben können und die Kommentare wären wohl die gleichen gewesen. Das mag ich dann auch wieder nicht akzeptieren, und zur Wahl gezwungen versuche ich es jetzt eben mal mit der Verlagerung der Diskussion ins Hifi-Forum. Das ist weniger frei und offen, aber hoffentlich auch weniger hysterisch. Ihr wißt wem Ihr's zu verdanken habt.

Was haltet Ihr davon? Kommentare dazu bitte hier.