Samstag, 18. Oktober 2008

Rubidium Schwurblidium

Der wahre Audiophile schwört ja bekanntlich auf die Analogtechnik, denn da ist noch "Leben" drin, und nicht alles numerisch perfekt und mathematisch steril. Beim Abspielen von Schallplatten z.B. gibt's noch Höhen- und Seitenschlag, was zu geringen Schwankungen der Tonhöhen führen kann. Da hilft selbst der beste Plattenspieler nichts, denn der Fehler ist oft genug bei der Schallplatte. Aber solche sympathischen Eigenheiten machen ja dieses Hobby aus, nicht wahr? Sie verleihen der Musik die Wärme die man bei der Digitaltechnik vermißt. Das ist ein Unterschied wie zwischen einem Schlagzeuger und einem Drumcomputer.

Aber um die Digitaltechnik kommt man heutzutage ja nicht mehr herum, darum ist es verständlich wenn man in diesem Bereich die bestmöglichen Bedingungen schaffen will. Und bei allem Mathematischen und Numerischen bleibt doch immer noch etwas Analoges in der Digitaltechnik: Die Zeit. Oder anders gesagt der Takt. Die Signalamplitude mag abgetastet und quantifiziert und in Zahlen gewandelt werden, die Zeit bleibt kontinuierlich. Was Wunder daß man als Audiophiler nur mit der bestmöglichen Zeit zufrieden ist, und daß sich auch nur mit dieser der optimale Klang einstellen kann.

Also vereinfacht: Bei der Analogtechnik sind die Fehler gut, bei der Digitaltechnik schlecht, selbst die analogen.

Äh.

Na gut, wir wollen also die beste Zeit, die wir kriegen können. Klar, daß hier ein einfacher Quarzoszillator nicht reicht, es muß etwas teures her, und da hat die "Szene" vor einiger Zeit das Rubidium entdeckt. Abgesehen vom exotischen Klang dieses Wortes, und den Kosten eines damit arbeitenden Taktgenerators, ist noch ein weiterer Faktor wie geschaffen für den audiophilen Einsatz: Keiner hat eine Ahnung davon wie diese Dinger funktionieren, worauf's im Zusammenhang mit Audio ankommt, und was dabei "hinten rauskommt".

Ein paar Leute wissen immerhin noch daß das Rubidium in einer Röhre untergebracht ist, und auch das trägt zum audiophilen Wohlgefühl bei.

Noch besser wäre hier allerdings Cäsium, weil damit die Atomuhren arbeiten die weltweit verstreut die Zeit bestimmen, aber sowas können sich nur wenige Audiophile leisten. Da muß man schon sehr enthusiastisch sein. Aber das kommt bestimmt auch noch in Mode. Noch exotischer wäre ein aktiver Wasserstoff-Maser, aber solche Kisten bringt man besser im Keller unter, am besten präzise klimatisiert. Als Möbel im Wohnzimmer wirken sie nicht so gut.

Die Gemeinsamkeit aller dieser Taktgeber ist, daß sie zwar auf eine gewisse Art und Weise tatsächlich "besser" sind als ein normaler Quarzoszillator, und zwar zum Teil um viele Größenordnungen, daß aber die Verbesserung für Audioanwendungen völlig irrelevant ist. Das läßt die Geräte in die gleiche Kategorie fallen wie z.B. Silberkabel mit Teflonisolierung. Also etwas was man unbedingt haben muß. Außerdem müssen sie tagelang "eingespielt" werden und sollten kontinuierlich durchlaufen, um ihre beste Leistung zu erreichen.

Ungemein hilfreich ist bei diesem Thema, daß die Fehler und die Fehlerauswirkungen bei Taktgebern ein außerordentlich verzwicktes Thema sind, man aber auf der anderen Seite auch als Laie sehr schnell das intuitive Gefühl bekommt, das Grundproblem verstanden zu haben. Das ist eine Situation, wie sie für einen audiophilen Hersteller besser kaum sein könnte. Es ist hier besonders einfach, irgendeinen Schwachsinn zu erzählen, der sich auch für halbwegs informierte und kritische Zeitgenossen recht vernünftig anhört.

Eines der Probleme besteht darin, daß man die Qualität eines Taktgebers nicht in einer Zahl ausdrücken kann, außer man hat eine sehr eingeschränkte und genau umrissene Vorstellung davon, was man mit Qualität meint. Eines dieser Qualitätsmerkmale ist z.B. die Langzeitstabilität. Das heißt, wenn man eine "lange" Zeit wartet, wie viel oder wenig weicht dann die durch Zählen der erzeugten Takte gemessene Zeit von der "richtigen" Zeit ab. Eine Angabe als Zahl hat hier nur einen Sinn, wenn man auch dazu sagt wie lange man die Meßzeit macht. Anders als man vielleicht denken könnte kann man nicht von einer Meßzeit auf eine andere schließen. Konkret: Wenn man weiß daß eine vom Taktgeber angetriebene Uhr nach einem Tag um maximal 1 Sekunde abweicht, dann kann man daraus nicht schließen wie groß die Abweichung nach einem Jahr maximal wäre. Sie könnte ebensogut 1 Sekunde wie 365 Sekunden sein.

Umgekehrt funktioniert's ebenfalls nicht. Ein gutes Beispiel dafür ist die Netzfrequenz in unserem Stromnetz. Die sollte 50 Hz sein, kann aber schwanken. Man kann sie trotzdem als Taktgeber für Uhren nehmen, denn langfristig sorgen die Stromnetzbetreiber dafür, daß die Zeit stimmt. Die Langzeitstabilität ist also gut, obwohl die Kurzzeitstabilität recht bescheiden ist. Würde man aus der Langzeitstabilität auf die Kurzzeitstabilität schließen wollen, dann käme man auf viel zu optimistische Werte. (Nebenbei: Einige Hersteller von Plattenspielern fanden, daß die Netzfrequenz immer noch gut genug ist um die Geschwindigkeit des Plattentellers damit zu steuern)

Will man also die Stabilität eines Taktgebers etwas umfassender beschreiben, dann müßte man statt eines einzelnen Wertes eine ganze Serie von Werten für unterschiedliche Meßzeiten erfassen, und könnte die z.B. in einem Diagramm auftragen. Man könnte daran sehen welcher Taktgeber eher kurzzeitstabil und welcher eher langzeitstabil ist. Für eher längerfristige Stabilitätsbetrachtungen im Sekundenbereich und darüber hat sich dafür das Diagramm der Allan-Abweichung durchgesetzt (das hat entfernt etwas mit der Standardabweichung aus der Statistik zu tun). Abweichungen in solchen Zeitbereichen werden auch auf Englisch Drift oder Wander genannt.

Für Abweichungen im sehr kurzfristigen Bereich benutzt man dagegen den Begriff Jitter. Die Grenze zwischen Jitter und Wander liegt recht willkürlich bei 10 Hz bzw. 100 ms, aber abgesehen davon bezeichnen beide Begriffe letztlich dasselbe Phänomen. Auch bei Jitter reicht eine einzelne Zahl nicht, um einen Taktgeber zu charakterisieren. Anders als bei der Allan-Abweichung wird hier aber ein anderes Meßverfahren und ein anderes Diagramm benutzt. Man betrachtet die Fehler als Ergebnis einer Phasenmodulation des idealen Taktsignals und trägt im Diagramm das Spektrum des Modulationssignals auf. Jitter wird aus diesem Grund auch Phasenrauschen genannt. Das mag jetzt nicht jeder verstanden haben, macht aber nichts. Der wesentliche Unterschied für den Betrachter der Diagramme ist folgender:

Beim Allan-Diagramm ist auf der waagrechten Achse die Meßdauer aufgetragen. Links im Diagramm stehen also die Stabilitätswerte für kürzerfristige Beobachtung, rechts für längerfristige.

Beim Jitterspektrum ist auf der waagrechten Achse die Frequenz des Fehlersignals aufgetragen. Links stehen die tiefen Jitterfrequenzen und rechts die höheren.

In beiden Diagrammen wird nach oben der Fehler aufgetragen, das heißt der Taktgeber ist umso besser je tiefer die Kurve liegt.

Ein Beispiel findet sich hier, wo beide Diagramme für denselben Rubidium-Taktgeber gezeigt werden. Das Diagramm "Phase Noise Plot" zeigt das Jitterspektrum, während das Diagramm "Allan Variance Plot" sinnigerweise nicht die Allan-Varianz sondern die Allan-Abweichung zeigt, die die Wurzel aus der Allan-Varianz ist (siehe die Beschriftung der vertikalen Achse). Oft findet man in den technischen Daten der Taktgeber auch nur eine kleine Tabelle mit einzelnen Werten aus den Diagrammen, statt ein ganzes Diagramm. Daraus kann man ein grobes Diagramm zwar selbst zeichnen, aber bessere Einblicke bietet es natürlich wenn der Hersteller das Diagramm direkt liefert.

Mit diesen beiden Diagrammen hat man schon einen ziemlich guten Überblick über die Qualitäten und die Eigenheiten eines Taktgebers, und wenn man zwei Modelle miteinander vergleichen will, dann kann man die Diagramme übereinander legen und sehen in welchen Bereichen der Eine besser ist und in welchen der Andere.

Beim "Allan Variance Plot" aus obigem Beispiel hat das der Hersteller schon getan, er hat nämlich mit GPS einen weiteren Taktgeber eingezeichnet. GPS ist eigentlich zur Navigation da, kann aber auch als genaue Zeitquelle genutzt werden, und in dieser Funktion kann man auch für GPS ein Diagramm der Allan-Abweichung zeichnen. Wie man sieht ist GPS langfristig besser als der Rubidium-Oszillator. Es überschneidet sich bei ungefähr 200000 Sekunden, also bei gut 2 Tagen. Für kürzere Zeiten ist dieser Rubidium-Oszillator besser, für längere Zeiten hält man sich besser an GPS. Indem man den Rubidium-Taktgeber mit Hilfe von GPS "diszipliniert" kann man die Vorteile beider miteinander kombinieren. Dieses "Kombinieren" muß man übrigens "richtig" machen, einfach irgendwie zusammenstöpseln reicht nicht, sonst kombiniert man die Nachteile und nicht die Vorteile.

Was hat das jetzt alles mit Audio zu tun?

Für die Beantwortung dieser Frage muß man sich damit beschäftigen was die Auswirkungen der Fehler, die in den Diagrammen dargestellt sind, auf ein Audiosignal sein können. Man hört die Fehler im Takt ja nicht direkt. Dafür muß man sich zunächst ansehen was der Taktgeber überhaupt im Wiedergabesystem antreibt. Letztlich soll er den Takt liefern für einen D/A-Wandler, der den als Zahlen kodierten Schall wieder zurück in ein analoges Audiosignal wandeln soll. Dazu braucht er ein Taktsignal "guter" Qualität, doch was bedeutet in diesem Zusammenhang "gut", und wie gut muß es sein, wenn man sicher sein will daß dadurch keine Qualitätsverluste im Audiosignal bewirkt werden?

Man kann sich dieser Frage nähern indem man untersucht was denn ein schlechtes Taktsignal im D/A-Wandler bewirkt. Man kann dazu z.B. ein gutes Taktsignal nehmen und bewußt Jitter hinzufügen, um dann am Ausgang des D/A-Wandlers nachzusehen wie sich das Nutzsignal verschlechtert. Die Details hängen hier von den Einzelheiten des D/A-Wandlers ab, aber typischerweise findet man, daß eine bestimmte Jitterfrequenz als Modulationsprodukt im Ausgang des Wandlers erscheint. Wenn man sich das als Spektrum anschaut, dann sieht es aus wie wenn man das Nutzsignal (also im einfachsten Fall z.B. einen Sinuston) mit dem Jittersignal phasenmodulieren würde. Das erzeugt charakteristische "Seitenbänder" im Spektrum, was darauf hindeutet daß Summen- und Differenz-Frequenzen gebildet werden zwischen dem Nutzsignal und dem Jittersignal.

Jetzt sind wir also nolens volens wieder bei der Modulation, was uns oben beim "Phase Noise Plot" bzw. dem Jitterspektrum schon begegnet ist. Das ist keine zufällige Ähnlichkeit. In der Tat ist es das Jitterspektrum, welches direkt relevant dafür ist welche Konsequenzen der Jitter für das Ergebnis einer D/A-Wandlung hat. Es geht also um die kurzfristigen Schwankungen und nicht um die längerfristige Stabilität, und demzufolge interessiert der "Allan Variance Plot" hier überhaupt nicht, sondern wir müssen uns mit dem "Phase Noise Plot" beschäftigen. Und hier sind es hauptsächlich die Audiofrequenzen, die uns interessieren, weil die als Modulationsprodukt auch wieder im hörbaren Bereich des Wandlungsergebnisses enden.

Außerdem ist das Gehör offenbar nicht für jede solche Modulationsfrequenz gleich empfindlich. Tiefe Frequenzen unterhalb von ein paar Hundert Hertz scheinen recht harmlos zu sein, während im Bereich der einstelligen kHz die Empfindlichkeit wesentlich höher ist. Für einen Taktgeber eines D/A-Wandlers brauchen wir also ein Exemplar, das speziell im Bereich von - sagen wir - 200 Hz bis 20 kHz niedrige Werte im Jitterspektrum hat. Dabei ist ein gleichmäßiger "Rauschteppich", in dem alle Frequenzen vertreten sind, besser als wenn es einzelne Frequenzen im Jitterspektrum gibt, die besonders herausstechen.

Bei unserem Rubidiumoszillator sehen wir, daß er zwar generell recht niedrige Jitterwerte hat (-150dBc/Hz bei 100 Hz ist schon ausgesprochen gut, und weit sauberer als auch ein sehr guter D/A-Wandler brauchen würde), aber es gibt da ein paar dubiose Einzelfrequenzen, die deutlich hervorstechen. Möglicherweise sieht man da die amerikanische Netzfrequenz und ihre Oberwellen, vielleicht ist es auch etwas anderes. Für unsere D/A-Wandler-Zwecke würde ich einen Oszillator bevorzugen, der satte 20 dB schlechteren "Rauschteppich" hat, dafür aber keine herausstechenden Einzelfrequenzen.

Da erkennt man letzlich auch, daß der Rubidiumoszillator für einen anderen Zweck gemacht ist. Der Bereich wo man vom Rubidium was merkt ist nämlich auf dem Allan Variance Plot zu sehen und nicht dem Phase Noise Plot. Der Sinn des Rubidium-Oszillators liegt in seiner Langzeitstabilität. Das kann man mit etwas Sachverstand auch auf dem Blockschaltbild erkennen, das auf der Webseite über den beiden Diagrammen zu sehen ist.

In diesem Blockschaltbild sieht man, daß der 10 MHz-Taktausgang direkt aus einem ofengeheizten Quarzoszillator kommt. Das Rubidium-Gedöns in der "Physics Package" hat damit nur indirekt was zu tun. Letztlich ist es nämlich so daß das Ganze schon in sich eine Kombination aus zwei Oszillatoren ist, ähnlich wie oben bei GPS beschrieben. Der eigentliche Oszillator, dessen Signal man am Ausgang bekommt, ist der Quarzoszillator, und der wird nur über das Rubidium-System diszipliniert. Wenn man für diese beiden Oszillatoren jeweils eine eigene Kurve im Allan Variance Plot zeichnen würde, dann würde das wieder so ähnlich wie bei GPS sein, mit einem Kreuzungspunkt zwischen den Kurven, wobei für kürzere Zeiten der Quarzoszillator besser ist und für längere der Rubidium-Oszillator. Der Kreuzungspunkt läge allerdings deutlich links vom oben behandelten Kreuzungspunkt mit der GPS-Kurve.

Mit anderen Worten: Bei der Kurzzeitstabilität sehen wir praktisch ausschließlich die Eigenschaften des Quarzoszillators. Erst bei längeren Zeiten macht sich dann der Rubidium-Teil bemerkbar, und bei noch längeren Zeiten kann man dann ggf. noch mit GPS "nachhelfen".

Der Phase Noise Plot ist für die besonders kurzfristige Stabilität, und da macht sich erst recht nur der Quarzoszillator bemerkbar. Das bedeutet daß für unseren Zweck der Takterzeugung für den D/A-Wandler der Rubidium-Teil keinerlei Nutzen bringt. Man könnte ihn genausogut weglassen und den Quarzoszillator frei (undiszipliniert) laufen lassen, das Ergebnis für das Audiosignal wäre das gleiche.

Den Rubidium-Teil wegzulassen, das bedeutet daß nur noch der Quarzoszillator samt Ofen und Netzteil übrig bleibt. Damit wäre man schon mal bei unter 10% der Kosten. Wenn man sich jetzt noch die Situation beim Quarzoszillator selbst anschaut, dann führen ähnliche Überlegungen zur Erkenntnis, daß der Ofen ebenfalls der Langzeitstabilität hilft und auf den Phase Noise Plot praktisch keine Auswirkungen hat. Das könnte man nachmessen, aber genauso kann man es sich auch plausibel machen indem man sich klar macht daß der Ofen lediglich Temperaturschwankungen ausgleicht, und dadurch den Takt stabilisiert. Temperaturschwankungen gehen aber nicht so schnell vonstatten daß sie auf so kurzzeitige Schwankungen wie bei Jitter noch eine Auswirkung haben könnten.

Das heißt wir können auch den Ofen weglassen. Was bleibt dann noch übrig? Ein stinknormaler Quarzoszillator. Langweilig, nicht?

Das ist Ingenieurskunst! Wir haben ein Bauteil für $1500 durch ein Bauteil für $1,50 ersetzt, ohne daß dadurch ein Nachteil entstehen würde. Zusätzlich gewonnen haben wir schnellere Einsatzbereitschaft, geringeren Energieverbrauch, geringeres Gewicht und geringeren Platzbedarf. Ich würde meinem Arbeitgeber vorschlagen er solle das Gerät für den gleichen Preis verkaufen, und die Einsparung in den Bauteilekosten geht auf mein Konto. Alternativ könnte man gebrauchte, defekte oder Ausschußware des Rubidiumoszillators einbauen (die Rubidiumröhre hat eh keine unbegrenzte Lebensdauer), denn ob das Rubidium-Dingens funktioniert merkt sowieso keiner. Welcher Audiophile mißt schon Allan-Varianzen?

Wobei ich jetzt nicht damit sagen will daß irgendein Quarzoszillator gut genug wäre. Das Phasenrauschen bzw. der Jitter kann sich von Quarzoszillator zu Quarzoszillator sehr deutlich unterscheiden, und wegen der Einflüsse der Schaltungsumgebung hat es nur einen Sinn wenn man das in der endgültigen Umgebung mißt. Falls der Hersteller hier Angaben macht sagen die nur was man günstigstenfalls erreichen kann, wenn man die Schaltung drum herum optimal auslegt. Es nutzt also z.B. wenig, einen per Datenblatt jitterarmen Oszillator in eine beliebige Schaltung einzusetzen. Ob der gewünschte Jitterwert dabei rauskommt weiß man so überhaupt nicht. Das an die Adresse der "Tuner".

Aber noch ein weiterer Faktor kommt hier ins Spiel. Ich habe bisher so getan als würde der Takt aus dem 10 MHz-Ausgang des Oszillators direkt den D/A-Wandler antreiben. Das ist aber nicht so, denn dazwischen befindet sich noch eine nichttriviale Elektronik, die ihrerseits ihre Auswirkungen auf die Jittersituation hat. 10 MHz ist kein binäres Vielfaches der Audio-Abtastfrequenzen, die so gemeinhin in Verwendung sind. Diese Frequenz ist zwar der Standard für Zeitnormale, wie es Rubidiumoszillatoren sind, aber nicht für Audio-D/A-Wandler. Man muß die Frequenz also umsetzen auf eine, die für D/A-Wandler genehm ist. Die gängigen Verfahren dafür laufen darauf hinaus daß das Jitterspektrum des erzeugten Taktes nicht mehr dem entspricht, was am 10 MHz-Eingang vorhanden war. Stattdessen kommt ein großer Teil des Jitters vom Frequenzumsetzer selbst. Wer zum Beispiel einen Master-Taktgenerator für Audio oder Audio/Video einsetzt (z.B. Mutec iClock), und diesen mit der Rubidium-Referenz antreibt, der sieht an seinen Ausgängen typischerweise im gesamten interessierenden Frequenzbereich des Jitterspektrums den Eigenjitter des Master-Taktgenerators, und nicht den der Rubidium-Referenz. Was den Jitter angeht könnte man also hier die ganze Referenz auch weglassen und den Master-Taktgenerator frei laufen lassen. Auch hier ist es wieder so daß eine Rubidium-Referenz lediglich die Langzeitstabilität verbessert, was für die Qualität der D/A-Wandlung völlig irrelevant ist.

Ist die Langzeitstabilität für gar nix gut? Wozu gibt's dann überhaupt Rubidium-Generatoren?

Die Langzeitstabilität braucht man für die genaue Zeitmessung, und dafür, zwei unabhängige Takte über längere Zeit hinweg miteinander synchron zu halten. Das sind Bereiche die bei Audio in den allermeisten Fällen keine Rolle spielen, schon gar nicht bei der Anwendung an einer Hifi-Anlage. Im Professionellen Bereich kann es manchmal nützlich sein, z.B. um zwei räumlich getrennte Sender miteinander synchron zu halten, auch für eine Überbrückungszeit wenn GPS gerade nicht funktioniert. Das ist auch beim Mobilfunk so.

Mit audiophiler Wiedergabe hat das aber nichts zu tun. Da ist es reiner Voodoo.

Ach ja, und da war dann noch das Ding mit der Präzision.

Oft findet man Angaben bei solchen Taktgebern in ppm (parts per million) oder gar ppb (parts per billion). Bei Letzterem ist die Milliarde gemeint, die ja bei den Amerikanern "billion" heißt. Diese beiden Angaben sind geistesverwandt mit dem Prozent und dem Promille. Wenn man im gleichen System bleiben wollte dann müßte das Prozent pph (parts per hundred) heißen und das Promille ppt (parts per thousand).

Was damit angegeben wird ist in aller Regel die Genauigkeit eines Taktgebers relativ zum Sollwert. Da kommt also überhaupt keine zeitliche Variation rein, wie Jitter oder Wander. Es geht darum um wieviel die Taktfrequenz "statisch", also dauerhaft, daneben liegt. Dafür ist weder der "phase noise plot" noch der "Allan variance plot" zuständig.

Das bedeutet - und das ist wichtig - daß die Präzision mit dem Jitter und mit der Stabilität des Taktgebers rein gar nichts zu tun hat. Nichts, nada, nothing, niente. Wer also von ppm und Jitter im gleichen Zusammenhang redet, der hat entweder keine Ahnung oder er will jemanden hinter's Licht führen.

Es ist auch nicht so daß ein besonders genauer Oszillator in der Regel auch besonders stabil bzw. jitterarm wäre, oder umgekehrt. Es könnte zwar sein daß ein Hersteller sowohl die Genauigkeit als auch die Stabilität besonders optimiert hat, aber das muß er dann gewollt haben, zufällig bekommt er das nicht. Diese Kriterien sind schlicht unabhängig voneinander. Viele Anbieter, die sich im Audiobereich tummeln und Taktgeneratoren verkaufen wollen, verwechseln oder vermischen diese Dinge, ob aus Mangel an Sachverstand oder Mangel an Gewissen lasse ich mal dahingestellt.

Im Zusammenhang mit Audio und der D/A-Wandlung ist die Auswirkung eines statischen Fehlers in der Taktfrequenz eine falsche Tonhöhe. Ein ganz normaler Quarzoszillator könnte z.B. 10 ppm Genauigkeit haben, das ist ein Tausendstel Prozent. Das bedeutet daß ein D/A-Wandler, der von diesem Quarzoszillator gespeist wird, die Töne um eben dieses Tausendstel Prozent zu tief oder zu hoch wiedergibt. Alle Töne gleich, das heißt die Harmonie untereinander stimmt nach wie vor.

Hört man das? Keine Chance. Selbst 1% Abweichung, also das Tausendfache, bleibt in der Regel unerkannt. Schon ein ganz normaler Quarzoszillator ist also Tausend mal genauer als er für Audio sein müßte. Ofen, Rubidium und dergleichen ergeben zwar noch wesentlich mehr Genauigkeit, aber wofür?

Es gibt einen anderen Grund warum ein Oszillator unter Umständen genauer sein muß. Das ist wenn zwei verschiedene Oszillatoren miteinander synchronisiert werden müssen. So etwas tritt typischerweise bei der digitalen Übertragung von einem auf ein anderes Gerät auf. Das sendende Gerät hat z.B. seinen Oszillator frei laufen, während das empfangende Gerät seinen Oszillator so verstellen muß daß die Frequenz mit der im sendenden Gerät übereinstimmt. Eine Art Uhrenabgleich also. Das Problem ist hier, daß der Empfänger den eigenen Oszillator nur innerhalb eines begrenzten Frequenzbereiches verstellen kann. Liegt die geforderte Frequenz außerhalb dieses Bereichs, dann klappt die Synchronisation nicht. Daraus ergeben sich für die Toleranzen in der Frequenzgenauigkeit gewisse Einschränkungen, die je nach Situation schon auch mal wesentlich strenger sein können als das für Audio eigentlich nötig wäre. Aber das hat keinen Zusammenhang mit dem Klang, sondern daran hängt ob die Datenübertragung funktioniert oder nicht.

Donnerstag, 16. Oktober 2008

Anonymität und Feigheit

Man bekommt schöne Einblicke in jemandes Charakter wenn man ihn mit seiner eigenen Borniertheit konfrontiert. Drum gibt's ja auch diesen Blog, in dem es mir speziell um die Borniertheit in der Hifi-Szene geht, oder genauer in der High-End-Ecke dieser Szene. Doch manchmal nimmt besagte Borniertheit solche unappetitlichen Ausmaße an, daß man anfängt sich zu fragen ob man's dermaßen explizit überhaupt wissen wollte. Wobei ich gleich dazu sage daß mir persönlich ein ehrlicher Gestank immer noch lieber ist als überpuderter und parfümierter Dreck. Da weiß man wenigstens gleich was Sache ist.

So ist's im Thema, dem ich mich gerade mal vor drei Tagen hier gewidmet habe. Aus meiner Sicht eines Fürsten der Finsternis hat er sich wirklich prächtig entwickelt. Man erkennt auch sehr schön daß eine auf Vermeidung von Kraftausdrücken zielende Moderationsstrategie letztlich bei solchen "heißen" Themen nichts bringt als mehr Puder über dem gleichen Dreck.

Ich wollte das auch gar nicht weiter kommentieren weil ich meine daß es für sich selbst spricht, mit Ausnahme einiger Anmerkungen über das Thema Anonymität bzw. Pseudonymität, da das in besagtem Forum einige Breite angenommen hat.

Viele der Spekulationen wären überflüssig wenn sich die Betreffenden meinen Blog-Artikel vom Mai zu Gemüte geführt hätten, was auch aus anderen Gründen durchaus zu empfehlen wäre. Aber auch wenn man daraus die Gründe für das Pseudonym wohl schon erahnen könnte, explizit hingeschrieben habe ich sie nicht. Jedenfalls meinte wegen meiner Anonymität Markus Berzborn eine regelrechte Tirade gegen mich reiten zu sollen. Zwar ist mir meine Weigerung, meine wahre Identität zu outen, auch schon zuvor immer wieder von Leuten zum Vorwurf gemacht worden, wenn sie mit ihrem sonstigen Latein am Ende waren, aber keiner hat das bisher auf eine dermaßen giftige Weise getan wie Markus Berzborn. Das fing mit Herabsetzung an und steigerte sich bis zum Gebrauch des Wortes "Abschaum", das von der Moderation zwar zensiert wurde, aber zu diesem Zeitpunkt schon von anderen Beiträgen aufgegriffen wurde, weshalb es zur besseren Verständlichkeit vielleicht besser gewesen wäre es dort stehen zu lassen. Furcht vor juristischen Konsequenzen aus meiner Richtung wäre jedenfalls unangebracht, denn ich denke Berzborn schadet sich damit ohnehin nur selbst.

Außerdem: Welchen Schaden kann ein Pseudonym nehmen? Das ist ja eben genau eine meiner Motivationen hinter der Pseudonymität. Ich wußte von Anfang an daß ich Klartext reden (bzw. schreiben) will, ich wußte von Anfang an daß das einigen Leuten nicht passen würde, und es war mir ebenfalls klar daß darunter welche sein würden die in der Hitze des Gefechts keinerlei Hemmungen haben, auch Kollateralschäden in Kauf zu nehmen. Das wäre noch nicht so schlimm wenn sie bloß mich selbst beträfen, aber ich arbeite als Freiberufler für diverse Firmen, vorwiegend aus der professionellen Tontechnik, und wenn denen aus meiner privaten Betätigung ein Nachteil entstehen sollte wäre definitiv die rote Linie überschritten. Wenn ich mich nicht darauf verlassen kann daß meine Gegenüber diese Grenze respektieren muß ich selber für deren Einhaltung sorgen.

Pseudonymität ist auch keineswegs unfair. Zum Einen ist es im Falle einer juristischen Streitsache durchaus möglich mein Pseudonym zu durchbrechen. Es ist daher für mich keine Möglichkeit einer eventuellen Strafe zu entgehen, und ich weiß durchaus was ich sagen will, was ich sagen darf, und wo die Grenzen der freien Meinungsäußerung sind. Satire ist ausdrücklich davon gedeckt, und zwar auch wenn die Opfer der Satire namentlich bekannte Personen sind. Wer sich öffentlich äußert, und dazu gehören auch öffentliche Foren, dann muß er akzeptieren daß seine Aussagen in der Öffentlichkeit faktisch oder satirisch "auseinandergenommen" werden. Das muß ich schließlich ggf. ebenso ertragen können. Man kann dabei zwar durchaus auch mal der Meinung sein ich hätte die Grenzen des guten Geschmacks überschritten, aber das ändert nichts daran daß ich in den Grenzen des geltenden Rechts auch dazu die Freiheit habe, und ich sage ausdrücklich daß ich auch weiterhin die Absicht habe sie zu nutzen.

Zum Anderen ist es auch nicht feige. Es steht hier im Blog nichts was ich nicht ggf. einem Betroffenen auch ins Angesicht sagen würde. Der Vorwurf der "ungleichen Gesprächsvoraussetzungen" schließlich könnte kaum idiotischer sein, da ein Jeder mit Leichtigkeit Gleichheit herstellen könnte indem er sich selbst ein Pseudonym zulegt, dafür braucht er mein Einverständnis nicht. Sogar hier im Blog wäre das gegangen, wie Andere ja schon gezeigt haben. Weil ich mir kaum vorstellen kann daß Markus Berzborn nicht selbst darauf gekommen ist, halte ich das in seinem Fall schlicht für eine verlogene Argumentation. Ich denke es ist offensichtlich daß er mich zur Preisgabe meiner Identität mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln reizen wollte, und mit seinen Analogien vom Duell und vom Atomkrieg macht er auch unzweifelhaft klar daß es ihm nicht um's Argumentieren sondern um "Krieg" geht. Wenn es nicht schon vorher genügend Gründe für ein Pseudonym gegeben hätte, spätestens angesichts solcher Amokläufer ist sonnenklar warum das eine gute Idee ist.

Ein weiteres immer wieder vorgebrachtes Argument ist, daß man so nicht beurteilen könne mit welcher Kompetenz ich schreibe. Das wird einmal an meiner Ausbildung und Berufserfahrung festgemacht, ein anderes mal daran welche Hifi-Anlage ich selbst benutze. Dazu kann ich nur sagen: Wer meine Kompetenz ohne diese Information nicht beurteilen kann der kann das auch mit ihr nicht. Jeder, auf dessen diesbezügliches Urteil ich Wert lege, hat eine Vorstellung von meiner Kompetenz sobald er von mir ein paar Beiträge gelesen hat. Das Urteil der Anderen ist mir ziemlich gleichgültig. Wer pelmazo einschätzen will der lese seine Texte. Wer den Menschen dahinter persönlich einschätzen will der muß ihn persönlich kennenlernen, und der Weg dahin führt nicht über pelmazo.

Und zuletzt: Der beste Weg meinem Spott zu entgehen, ist sein Gehirn einzuschalten und nicht so einen hanebüchenen Stuß von sich zu geben wie er leider im "audiophilen" Bereich viel zu häufig ist. Ich spotte nicht aus Abneigung, sondern um Denkvorgänge auszulösen.

Als Bonus gibt's noch eine Literaturempfehlung.

Dienstag, 14. Oktober 2008

Audiophile Logik

Ah, welch eine reichhaltige Quelle das Hochalpinistenforum* doch für einen Satiriker sein kann! Wie unschuldig da doch immer wieder die übelsten rhetorischen Maschen angewandt werden, und alle finden, was für ein super Argument das doch sei. Hier ein besonders schönes Beispiel:
"Wenn ich todkrank bin und ein Placebo mich heilt, was würdet ihr über den Menschen denken, der mich mit Formeln und Messwerten überzeugt, dass das Medikament wirkungslos ist und ich unheilbar bin? Was denke ich wohl über jemanden, der mich mit aller Kraft überzeugen will, dass die schöne Musik, die ich glaube, meinem Kabel zu verdanken, gar nicht schön sein kann? Wenn er es geschafft hat, und mir mein Lieblingslied nicht mehr gefällt, werde ich ihm sicher danken..." (Gabi alias Tour Eiffel)
Also ich gebe zu daß selbst ich Schwierigkeiten hätte, so eine perfide Logik ohne Scham öffentlich zu äußern. Es erinnert mich an die Zeiten als es noch Gewissensprüfungen für Wehrdienstverweigerer in Westdeutschland gab (kann sich daran noch jemand erinnern?). Was antwortet man da auf die Frage:
"Sie erwischen einen russischen Soldaten dabei wie er gerade Ihre Freundin vergewaltigt. Sie haben zufällig eine Maschinenpistole dabei. Was würden Sie tun?"
Würde da nicht sogar ein ausgesprochener Pazifist einen spontanen Impuls verspüren, diesem Arschloch von Gewissensprüfer an die Gurgel zu gehen?

Analog dazu frage ich mich, ob man die Verfasserin des obigen Zitats wirklich noch als gutmütige Diskutantin ansehen kann, die halt einfach eine etwas andere Meinung hat? Zumal natürlich gerade in besagtem Forum eine meiner Meinung nach durchaus angebrachte etwas grobere Reaktion sofort als Zeugnis einer niederen Diskussionskultur aufgefaßt und weithin beklagt würde. Aber hier ist ja mein Blog, da gelten zum Glück meine Regeln.

Aber obwohl die Perfidie eigentlich für einen halbwegs vernünftigen Menschen auch so klar sein sollte, warum eigentlich nicht im Dienste höchstmöglicher Diskussionskultur sachlich antworten? Ich versuch's mal:

Ich weise auf die Unverfrorenheit, ein vergleichsweise harmloses Phänomen wie Kabelklang mit einer Frage von Leben oder Tod zu verknüpfen, nur mal mit einem Satz hin - mehr sollte nicht nötig sein. Interessanter ist ohnehin die Logik.

Was ist ein Placebo? Ein Medikament ohne Wirkstoff, das ausschließlich psychologisch wirkt, nämlich indem der Patient an seine Wirksamkeit glaubt, und sich durch diese Überzeugung quasi selbst heilt. Der Einfluß der Psychologie auf Heilungsprozesse ist ja auch bei der "Schulmedizin" nicht umstritten.

Was heißt es, wenn jemand durch ein Placebo geheilt wird? Nun, es heißt daß ihn sein Glaube geheilt hat, nicht das Placebo. Das Placebo war auch im Erfolgsfall nur ein Trick um diesen Glauben hervorzurufen.

Wenn ein Patient auf diese Weise von einer lebensgefährlichen Krankheit geheilt wurde, und man erzählt ihm danach daß es sich um ein Placebo gehandelt hat, stirbt er dann oder wird wieder krank? Natürlich nicht.

Was soll also dann das Argument? Es fängt schon damit an daß ein verantwortlicher Arzt wohl kaum ein Placebo für eine lebensgefährliche Krankheit einsetzen würde! Man stelle sich bloß mal vor was wohl wäre wenn es nicht helfen sollte und die Tatsache daß es sich um ein Placebo handelte wird den Angehörigen des Verstorbenen bekannt. Dieser Arzt würde ich nicht sein wollen.

Oder wenn die Krankheit nicht so ernst sein sollte, und man hätte die Hoffnung daß ein Placebo hilft, dann würde man natürlich dem Patienten nicht sagen daß es ein Placebo ist, sonst könnte man sich die Aktion ja sparen. Wenn er dann gesund wird und hinterher vom Placebo erfährt, was wäre dann der Schaden? Wenn mir das als Patient passieren würde hätte ich nicht das geringste Problem damit, und ich würde auch von niemandem schlecht denken. Und wenn ich als Skeptiker kein Problem damit habe, warum sollte ein Subjektivist eins damit haben?

Wäre es da übertrieben wenn ich Gabi's Argument nicht bloß unsinnig, sondern regelrecht demagogisch nenne?

Der zweite Teil des Arguments, der mit der Musik, ist nicht viel besser. Der gröbste Fehler darin ist die Unterstellung, wer den Kabelklang abstreite würde damit jemanden überzeugen wollen, die darüber laufende Musik könne nicht schön sein. Das ist zwar kein so abscheuliches Argument, aber dafür ist es umso dämlicher.

Und um die rhetorische Frage nachzuäffen: Was soll ich von jemandem halten, der ihr Lieblingslied nicht mehr gefällt wenn ich ihr den Kabelklang ausgeredet habe? Wieviele Leute es wohl geben mag, denen ihr Lieblingslied nur über die eigene Anlage gefällt, nicht aber über andere Anlagen, weil dort nicht die richtigen Kabel drin sind? Oder genauer gesagt von denen sie bloß glauben, daß die falschen Kabel drin sind, denn wir reden ja von Placebos!

Und schließlich: Die Abstreiter von Kabelklang streiten ja eben nicht ab, daß es psychologische Placebo-Wirkungen gibt. In der Regel betonen sie sogar daß sie kein Problem damit haben wenn jemand aus diesem Grund spezielle Kabel haben will. Das Problem ist lediglich ob man Kabel andere als Placebo-Wirkungen, also elektrisch bedingte Wirkungen zuschreiben kann. Und es wäre ja wohl absolut widersinnig wenn man behaupten wollte, es müsse elektrische Wirkungen geben sobald es Placebo-Wirkungen gibt. Bei Placebos in der Medizin behauptet ja auch niemand, wenn sie geholfen haben müsse irgend ein realer Wirkstoff drin gewesen sein. Da wird ja auch allgemein akzeptiert daß sie psychologisch gewirkt haben. Würde das beim Kabelklang ebenso akzeptiert, gäbe es keinen Streit.

Das war jetzt viel Antwort für ein wenig audiophilen Dünnpfiff. War er's wert? Vielleicht nicht, aber als Schlaglicht auf die Denkweise, die in Charly's Forum (und nicht nur da) weit verbreitet ist, fand ich's gut geeignet. Wer noch mehr solche Stilblüten und mentale Darmverschlingungen lesen will wird jedenfalls dort keine Mühe haben, Material zu finden.

Und falls gegen meine Warnung jemand hier lesen sollte, dem meine Texte sauer aufstoßen, und dem daraufhin sein Lieblingslied nicht mehr gefällt, dann wird ihm das dortige Forum sicher Balsam auf die geschundene Seele sein.

Ich bin jedenfalls überzeugt, daß für jeden, der sich noch ein nüchternes Urteil bewahrt hat, solche Argumentationsweisen wie von Gabi noch viel stärkere Argumente gegen Kabelklang sind, als es alle "gescheiterten" Hörtests, alle technischen Argumente, und alle Messungen sein können. Wer so verbohrt ist, daß er diese Art der Argumentation für angebracht oder gar überzeugend hält, kann wohl kaum für einen glaubwürdigen oder respektablen Zeitgenossen gehalten werden.

(*) Für Alle, die noch nicht so lange dabei ist: Das ist ein Spitzname für Charly's Open-End-Forum, dem man im Hifi-Forum öfter begegnet.

Montag, 13. Oktober 2008

Feedback

Ich gebe zu, es hat mich als narzisstisch verdrehtem Heckenschützen und Vertreter der dunklen Macht schon arg geschmerzt, daß ich bisher mit meinem Blog noch keinen um den Globus laufenden Hifi-Tsunami auslösen konnte. Auch wenn das Gift auf langfristige Wirkung ausgelegt ist, so liegt es doch im Wesen meiner Arroganz und Selbstüberschätzung daß ich ungeduldig geworden bin. Doch es scheint sich zu bessern. Zu meinem großen Vergnügen hat das Verhängnis nun offenbar in Österreich seinen Anfang genommen. Es scheint nun doch unmöglich geworden zu sein, meinen Blog zu ignorieren.

Es haben inzwischen einige hellsichtige Psychologen im verlinkten Forum meine eigentliche Persönlichkeitsstruktur durchschaut. So gebe ich zu daß mich das ausführliche Persönlichkeitsprofil von Dualese schon sehr gut getroffen hat. Direkt schade daß er es später unnötigerweise wieder relativiert. Das ist eine völlig unnötige Rücksichtnahme (auf was oder wen eigentlich?), zumal die Wahrheit noch ein wenig schlimmer ist.

Ich esse nämlich gern kleine Kinder zum Frühstück. Das hätten die Diskussionsteilnehmer bestimmt bald selbst herausgefunden, drum gebe ich's lieber gleich zu. Ich meine, wie hätte ich es auch sonst so schnell zum Audio-Gott bringen können, wenn nicht über die Macht über Leben und Tod? Ansonsten hätte ja wohl auch ein Papst genügt, nicht wahr?

Genaugenommen fände ich es allerdings als Ausgeburt der dunklen Macht angebrachter, wenn man mich Audio-Luzifer nennen würde. Schließlich bin ich Teil jener Kraft, die stets Böses will und Gutes schafft. Außerdem gilt ja das geflügelte Wort: Je größer der Glaube desto näher der Teufel.

Damit sollten sich Spekulationen um meine wahre Identität erübrigen.

Besonderen Applaus verdient auch diese Bemerkung. Das ist natürlich in seiner prägnanten Knappheit völlig korrekt. Ich verstehe ohnehin nicht wie man nach der Lektüre meines Blog auf die Idee kommen konnte, ich würde denken. Solch zusammenhangloses, dem gesunden Menschenverstand und der menschlichen Sittlichkeit Hohn sprechendes Gefasel wie ich es hier am laufenden Band produziere kann unmöglich das Ergebnis eines Denkprozesses sein. Es sind Einflüsterungen der dunklen Macht. Auswürfe eines kranken Unterbewußtseins. Säure am Fundament der glänzenden Hifi-Kathedrale!

Doch es ist zu spät, die Säure tut ihre Wirkung, der Tsunami wird das wahre Hifi dahinraffen, und nur eine rationalistisch geknebelte, freudlose, gleichgeschaltete Hifi-Karikatur wird übrig bleiben. Die dunkle Macht wird siegen!

Ich möchte nicht schließen ohne den herausragenden satirischen Sinn für das Groteske und das Absurde zu würdigen, den ich in diesem Thema im österreichischen Hifi-Forum genießen durfte. Ich kann dessen Lektüre wärmstens empfehlen. Besonderen Dank dafür auch an den Themenstarter, David Messinger.