Donnerstag, 27. März 2014

Rechtschaffen gelogen

"Pono" ist angeblich das hawaiianische Wort für "rechtschaffen". Wenn's nach Neil Young und ein paar Mitstreitern geht, dann kann man diese Art der Rechtschaffenheit bald kaufen. Das Produkt mit diesem Namen ist ein etwas zu groß und teuer geratener iPod für die Audiophilen und MP3-Hasser dieser Welt, zusammen mit einem Online-Dienst zum Verkauf der dazu passenden hochauflösenden Musikdateien.

Nun bin ich ein ziemlicher Fan von Neil Young, genauer gesagt von seiner Musik, und von daher weiß ich auch daß er mit der Rechtschaffenheit ein bißchen einen Spleen hat, der schon in der Vergangenheit manchmal in die falsche Richtung losgegangen ist. Aber ok, das ist die künsterische Freiheit. Wenn gute Musik dabei rauskommt, darf sich der Künster auch mal ins Gemüse setzen. Young's schrägste Musik kam raus als er auf dem religiösen Trip war, und ich war froh als er damit fertig war.

Aber das was er jetzt so treibt fliegt mir direkt ins Auge, und ich komme nicht darum herum, ihm in aller Freundschaft die Messe zu lesen. Was er da mit deinem Pono-Projekt treibt hat nur insofern etwas mit Rechtschaffenheit zu tun, als es das Gegenteil ist. Es ist eine Marketinglüge, die mit schubkarrenweise Heuchelei und Geschichtsklitterung verkauft wird.

Kürzlich hat Neil auf der SWSX einen etwa halbstündigen Vortrag zur Einführung des Pono gehalten, und dabei tief in die Klischeekiste gegriffen, allen voran das audiophile Klischee des Künstlers, der die bestmögliche (analoge) Qualität seiner Songs anstrebt, und die Industrie, die daraus (digitalen) Klangschrott macht. Die Guten und die Bösen, in schöner rechtschaffen-amerikanischer Tradition. Parallel dazu verbreitet die Marketingmaschine Unsinn über die technische Seite. Aus einem sechtel der Daten eines Audioformates werden nolens volens ein sechtel der "musikalischen Information". Musikalische Information wird einfach mit den Bits gleichgesetzt.

Ich weiß gar nicht wo ich da mit dem Aufräumen anfangen soll.

Vielleicht mit der Geschichte. Als es mit der digitalen Aufnahmetechnich so um 1980 richtig los ging, waren sehr viele Musikschaffende, also gerade auch Musiker und Dirigenten, aber auch Produzenten und Toningenieure, von den klanglichen Qualitäten der neuen Technik begeistert. Und das obwohl die damals verfügbaren A/D und D/A-Wandler aus heutiger Sicht ziemlich bescheiden waren. Man konnte froh sein wenn die 14 ehrliche Bits boten. Trotzdem war das gegenüber dem was an analogen Speichertechniken zur Verfügung stand überlegen. Karajan war einer der aktivsten Protagonisten - war der taub? Was war mit Ry Cooder, der die erste digital aufgenommene Pop-Platte rausbrachte? Stevie Wonder? Donald Fagen? Peter Gabriel? Alle taub? Das war noch bevor die CD offiziell gestartet war, wohlgemerkt!

Aber jetzt, im Nachhinein, will Young schon immer einen mit der Digitaltechnik einher gehenden Schwund an Qualität bemerkt haben, schon mit den ersten großen digitalen Mehrspurmaschinen, die er benutzte. Mir scheint, da paßt sich seine Erinnerung an seine momentane Ideologie an. Mit der Realität hat das nicht allzu viel zu tun.

Nun bin ich sicher der Letzte der leugnen würde, daß die Tonqualität seit längerem auf dem Weg bergab gewesen ist. Es ist der sattsam bekannte "Loudness War", über den schon viel geschrieben wurde (auch von mir), und von dem man den Eindruck haben kann daß die Talsohle inzwischen durchschritten ist. Bloß hat der Loudness-War nicht mit der Digitaltechnik zu tun, es sei denn daß man der Technik zur Last legt daß sie immer mehr Flexibilität bietet, die eben auch klangverschlechternd benutzt werden kann, wenn man das so will, oder wenn man keine Ahnung hat, oder keine Hemmungen. Der Loudness-War kam aber nicht mit der Digitaltechnik in Gang, sondern erst etliche Jahre danach, als die CD das Mainstream-Medium geworden war, und damit nicht an den audiophilen Marktgerichtet war, sondern an den Massenmarkt. Das war gegen Ende der 1980er der Fall, und nochmal ein Jahrzehnt danach war es dann so weit daß tragbare MP3-Player in den Massenmarkt drängten.

Der klangliche Abstieg seit dieser Zeit ist kein Zeichen für ein Problem der Digitaltechnik, wie Young und seine Mitstreiter suggerieren, sondern eine Folge des Loudness-Wars, der einerseits durch die Digitaltechnik mit ihren erweiterten Möglichkeiten erleichtert wurde. Andererseits ist gerade digitale Tontechnik gegenüber den Übersteuerungen, die dadurch resultieren, in klanglicher Hinsicht besonders empfindlich.

Wer den Luxus hat, frühe CD-Pressungen zu haben, die aus den 1980ern stammen (kein Remaster!), der weiß wovon ich rede. Wenn die Digitaltechnik ein prinzipielles Problem hätte, müßte man es dort mindestens genauso, wenn nicht sogar mehr bemerken, als mit neuen Produktionen. Es ist aber oft genau umgekehrt: Die damaligen Produktionen klingen besser, der schlechteren Wandlertechnik zum Trotz! Folglich könnte man mit späterer Technik ein eher noch besseres Ergebnis erzeugen, unter Beibehaltung des CD-Formats, wenn man nur wollte oder will. Und das haben die ganze Zeit hindurch auch immer wieder gute Produktionen gezeigt.

Das könnte auch Neil Young wissen wenn er ehrlich wäre. Er könnte einen seiner hochauflösenden Titel mit 192k/24-bit auf 44,1k/16-bit konvertieren und feststellen, daß er keinen Unterschied merkt. Ich gehe davon aus daß er es gar nicht erst probiert hat, wenigstens nicht verblindet.

Und es wäre auch ehrlicher von ihm, wenn er zugeben würde daß es nicht zuletzt oftmals die Musiker selbst sind, die es immer lauter wollten. Daß die klangzerstörerische Konspiration der "Industrie" gegen die Interessen der Musiker wohl eher ein Mythos ist, dessen Verbreitung nicht etwa rechtschaffen ist, sondern heuchlerisch.

Das MP3-Bashing wirkt auf mich in diesem Zusammenhang mehr und mehr komisch bis absurd. Wir haben die Zeiten hinter uns gelassen, als Speicherkapazität und Netzbandbreite so teuer waren, daß für MP3 gute Gründe gesprochen hätten. Alle aktuellen Player, Smartphones und Tablets spielen problemlos auch unkomprimierte Dateien ab, und auch das Streaming über's Netz kann mit unkomprimierten Dateien umgehen. Worin liegt der Sinn, auf einem toten Pferd rumzuprügeln, noch dazu mit faulen Argumenten? MP3 und Verwandte bleiben uns hauptsächlich im Bereich Radio und Fernsehen erhalten, und dort mit gutem Grund: Funkbandbreite ist eine limitierte Ressource und es bleibt teuer, wenn man ein terrestrisches Sendernetz betreiben muß.

Es ist überdies recht bizarr, wenn man alten Männern dabei zusieht, wenn sie sich über die Unterschiede in der Klangqualität verschiedener Audioformate auslassen, die sich in Frequenzbereichen abspielen die sie wahrscheinlich schon seit 30 Jahren nicht mehr gehört haben. Gerade Neil Young, der ziemlich auf die 70 zugeht, kann mir nicht erzählen, speziell bei seiner Vergangenheit nicht, daß er auch nur annähernd das Frequenzspektrum der CD ausschöpft. Das käme einem anatomischen Wunder gleich. Wahrscheinlicher ist, daß Musiker dieses Alters und Genres erhebliche Hörschäden haben. Und ausgerechnet die sind jetzt die Kronzeugen für hochauflösende Formate? Soll ich lachen oder verzweifeln?

Aber vielleicht ist gerade das ja eine Erklärung für die MP3-Abneigung. Es gibt ja schon seit Langem Hinweise darauf, daß Hörschäden dazu führen können, daß die psychoakustischen Modelle, auf denen MP3 beruht, nicht mehr hinhauen. Das könnte dann zum scheinbaren Paradox führen, daß die systemimmanenten Verzerrungen von MP3, die bei normalen Hörern verdeckt würden und nicht wahrgenommen werden, bei Hörgeschädigten eben nicht mehr verdeckt werden, und folglich auffallen. Man müßte dann nicht halb taub sein, um MP3 gut zu finden, wie man aus audiophilen Kreisen arroganterweise immer wieder hört, sondern man müßte halb taub sein um MP3 schlecht zu finden.

Und dann das Pono-Gerät selbst: Wer will denn bitte so ein klobiges Ding haben, das noch dazu fast nichts kann? Es kann nicht mal Wireless! Man vergleiche das Ding mal mit Apple's Produktlinie, um sich das (Miß-)Verhältnis in Design, Größe, Akkulaufzeit, Leistungsfähigkeit etc. klar zu machen! Was könnte Apple für einen Verkaufspreis von $399 anbieten? Und Apple war nie ein Billiganbieter!

Stattdessen läßt man sich das Innere von Ayre ausrüsten, dem Inbegriff sinnloser Opulenz und hemmungsloser Anti-Gegenkopplungs-Propaganda!

Tut mir leid, aber ich finde an dem Ganzen kein gutes Haar. Viel Geld und viel Getöse um Nichts, jedenfalls nichts Neues, und mir ist noch nicht einmal klar wie das Kopierschutzmodell aussehen soll, denn ich bezweifle daß darauf ganz verzichtet werden soll. Bisher war noch jeder Versuch, die CD zu ersetzen, mit dem Versuch verbunden, das freie Kopieren einzuschränken, auch wenn es nicht für unmoralische Zwecke sein sollte. Wenn das Ganze dann noch mit Lügen und Fehlinformation verkauft wird, dann ist meine rote Linie überschritten.

Sorry Neil, mach lieber Musik. Das habe ich an Dir bisher geschätzt. Deine Pono-Kampagne ist weder ehrlich noch rechtschaffen, es ist ein Etikettenschwindel.

10 Kommentare :

kptools hat gesagt…

Hallo,

direkt, kompromislos und ohne Umschweife auf den Punkt gebracht. So, wie ich es gerne von Dir lese und erwarte! Und im Grundsatz hast Du (wie praktisch immer) meine volle Zustimmung.

Trotzdem ein paar Anmerkungen und Ergänzungen ;-) :

Ich würde nicht so weit gehen, eine altersbedingt nachlassende Hörfähigkeit mit einem Hörschaden gleichzusetzen. MP3 funktioniert bei Ersterem nämlich noch ausgezeichnet, wie ich (leider) aus eigener Erfahrung bestätigen kann. Und dies gilt auch für "Audiophile", was durch Tests im Forum ja schon vor längerer Zeit bestätigt wurde - Original und gute Codecs konnten im Blindtest nämlich nicht unterschieden werden. Bei Neil Young gehe ich daher von stärkerer (mit den gleichen Begründungen wie Du), aber ansonsten "normaler" Altersschwerhörigkeit aus, im Gegensatz z.B. zu einem Pete Townshend.

Auch sehe ich MP3 noch nicht als totgerittenes Pferd. Gerade bei mobilen AV-Playern, die selten über eine Speichererweiterung verfügen, müssen sich Musikdateien den (dann doch wieder durchaus knappen) Speicherplatz mit jeder Menge Bild- und Videodateien teilen. Für den Player meiner Tochter komprimiere ich daher immer noch alle Musikdateien in höchstmöglicher Qualität.

Und Sie hört, soweit ich ihr Interesse wecken konnte und ihre Aufmerksamkeitssspanne es zuließ, keinerlei (relevanten) Unterschiede. Kommentar: "Wenn man sooooo genau hinhören muss um da Unterschiede zu hören, dann sind die Unterschiede auch nicht wichtig". Recht hat Sie!


Güsse aus OWL

kp

pelmazo hat gesagt…

Das mit dem toten MP3-Pferd meinte ich etwas anders als es vielleicht erscheint. Ich hätte wohl besser formulieren müssen.

Ich meinte damit, daß niemand, der MP3 nicht will, dazu gezwungen wird es zu benutzen. Es gibt bereits diverse Quellen von unkomprimierter (oder verlustlos komprimierter) Musik, und wenn man darauf wert legt, kann man sich daraus bedienen. Das MP3-Bashing ist schlicht überflüssig, weil MP3 nicht mehr das alles dominierende, unvermeidliche Format mehr ist. Ausnahme ist Radio und Fernsehen, aus dem erwäshnten Grund.

Wer kein Problem mit MP3 hat (was man nicht zu haben braucht wenn man es korrekt einsetzt), der kann es meinetwegen gern einsetzen, wie z.B. in dem von Dir angeführten Einsatzfall. Der wirtschaftliche Zwang dazu existiert aber nicht mehr, schon gar nicht für jemanden, der kein Problem damit hat, das Geld für einen Pono auf den Tisch zu legen.

Es scheint allerdings, daß man neuerdings im Pono-Marketing die HD-Formate etwas tiefer hängt, und stattdessen das "audiophile Design" des Players etwas mehr betont. Ob das mit den doch überraschend weit verbreiteten Kritiken zu tun hat, wäre interessant zu erfahren. Immerhin hat "Monty" von xiph.org eine Menge Traktion in den Foren und sogar in den Medien erzeugt - eigentlich überraschend für eine derart technische Argumentation. (Runterscrollen bis zu den "Xiph articles and videos"; sowohl der Artikel als auch die Videos sind sehr gut, und von der technischen Seite her absolut korrekt, im Gegensatz zur Propaganda die von den Pono-Leuten kommt)

Was das "audiophile Design" angeht, stützt man sich natürlich auf die Predigten des Charles Hansen von Ayre, und das ist wirklich der pure Bullshit. Wer sich das antun will, sehe sich mal die "Updates" auf der Kickstarter-Seite für Pono an. Das ist platteste Anti-Gegenkopplungs-Propaganda auf dem "Niveau" wie man das im Zusammenhang mit der "Stereo-Verstärkertest-Sensation" vor Jahren hierzulande erleben konnte.

Immerhin erfährt man dabei etwas mehr über die Konstruktion. Der DAC-Chip wird genannt, und angeblich arbeitet das Rekonstruktions-Filter nach dem "Moving Average" Prinzip.

Das läßt mir alles die (wenigen) Haare zu Berge stehen. Es scheint als ginge es darum, bei allen Designentscheidungen die objektiv schlechteste Variante herauszusuchen, weil nur wenn man alles anders macht, als der Rest der Audioindustrie, und anders als es der Theorie nach eigentlich sein müßte, dann kommt ein "audiophiles" Ergebnis heraus. Es ist im Grunde eine Verhöhnung sämtlicher Prinzipien ordentlicher Ingenieurskunst.

Und dafür werden am Schluß wohl an die 20000 Leute eine Summe von über 6 Millionen Dollar gespendet haben, wo nur 0,8 Millionen gefordert waren. Ein unglaublicher Erfolg im Hype-Generieren, wenn man das vor dem Hintergrund des Unsinns sieht, der da produziert wird.

kptools hat gesagt…

Hallo,

so wird es doch deutlich klarer und da schließe ich mich an. Im Heimbereich "arbeite" ich ebenfalls schon seit Jahren "unkomprimiert". Selbst Lossless-Formate sind da schon lange überflüssig.

Übrigens ein schöner Artikel, den Du da verlinkt hast:


"Better headphones

The easiest fix isn't digital. The most dramatic possible fidelity improvement for the cost comes from a good pair of headphones. Over-ear, in ear, open or closed, it doesn't much matter. They don't even need to be expensive, though expensive headphones can be worth the money.

Keep in mind that some headphones are expensive because they're well made, durable and sound great. Others are expensive because they're $20 headphones under a several hundred dollar layer of styling, brand name, and marketing. I won't make specfic recommendations here, but I will say you're not likely to find good headphones in a big box store, even if it specializes in electronics or music. As in all other aspects of consumer hi-fi, do your research (and caveat emptor)."


Das ist für mich der entscheidende Punkt. Wie eigentlich immer.

Und braucht man für mobiles Hifi überhaupt höchste (und dazu noch völlig unnütze) Audio-Qualität? Audiophiler Genuss beim Joggen, im Bus, im Zug oder Flugzeug? Ich persönlich hatte hier jedenfalls zu keiner Zeit auch nur das geringste Bedürfnis und dieser Pono scheint mir sogar am wenigsten geeignet, solche Bedürfnisse zu wecken.

Hier geht es scheinbar um etwas Anderes, nämlich um eine weitere Schiene hochauflösnde Audio-Files der selben Musik zu etablieren und damit erneut zum x-ten Mal an den Mann zu bringen. Die meisten Ponos werden daher wohl als neuer, von der audiophilen Szene gehypter "Wunder-DAC" als Zuspieler für die heimische Anlage enden. Bis zur nächsten Sau, die durchs audiophile Dorf getrieben wird.

Interessant auch, welche Musiker sich hier freiwillig vor den audiophilen Karren spannen lassen. Viele von denen sind mir jedenfalls nicht mit einer besonders herausragenden Klangqualität Ihrer Aufnahmen in Erinnerung. Das gilt übrigens auch (zumindest in weiten Teilen) für Neil Young. Wobei für mich sowieso noch nie ein zwingender Zusammenhang zwischen guter Musik und gutem Klang bestand. Manchmal schließt sich das sogar aus ;-) .

So, und nun werde ich ebenfalls ein ordentliches Sümmchen zu den bereits eingesammelten $6.000.000,00 beisteuern, um mir damit einen "exklusiven" Pono zu sichern :-P .


Grüsse aus OWL

kp

pelmazo hat gesagt…

"Interessant auch, welche Musiker sich hier freiwillig vor den audiophilen Karren spannen lassen."

Das ist noch sehr verhalten formuliert. Unter den Unterstützern finden sich einige der übelsten Sünder im "Loudness War" (Metallica, Red Hot Chili Peppers, ...), die vor noch nicht allzu langer Zeit sogar auf vielfache Beschwerde hin kein Problem mit der Qualität ihrer Produktion einräumen wollten. (Die Musiker wohlgemerkt, nicht die Produzenten! Das an die Adresse derjenigen, die glauben die Musiker seien an höherer Qualität interessiert, und ihre Interessen müssten gegen die "Industrie" verteidigt werden.)

Wenn solche Leute sich nun an den Pono-Zug dranhängen, dann kann das gar nichts Anderes sein als Heuchelei und eine besonders zynische und verlogene Form von Marketing. Spätestens an diesem Punkt sollte eigentlich Jedem ein Licht aufgehen, womit man es hier zu tun hat.

kptools hat gesagt…

Hallo,

mit 24 Bit geht es halt noch lauter ;-) .

Spannend wäre auch zu wissen, welche "audiophilen", für mobilen Einsatz geeignete Kopfhörer später wohl am Pono hängen werden.


Grüsse aus OWL

kp

Scope hat gesagt…

Die Vermarktung/Werbung des Gerätes ist mir selbst für amerikanische Verhältnisse zu bescheuert. Da steigen irgendwelche Musiker oder Toningenieure aus ihrem klapprigen Pickup aus, um von einer bislang nie gehörten Qualität zu berichten....Die inear "Knöpfchen" stecken dabei noch in ihren Ohren.
Loyalität gegenüber dem "Pono-Team" oder einfach "typisch amerikanisch"...Also "WOW...wie geil ist das denn?". Selbst wenn es etwas völlig stinknormales ist.:(( Alleine dieser Umstand(den Kunden für blöde verkaufen) reicht bei mir schon aus, dass ich sowas niemals kaufen würde. Und dann auch noch der gequirlte technische Schwachsinn zur Hardware.

Anonym hat gesagt…

Aus der Perspektive vom hobbypsychologischen Küchentisch (dessen Tiefe locker ausreicht...) ist die Sache einfach: Es geht um Beweihräucherungen der eigenen Kultur mit Verklärungen des persönlichen Tuns aus einer vergangenen Zeit. Früher war ja bekanntlich alles besser. Das Meiste war zwar einen Scheißdreck besser und über den Zeitpunkt von Früher und besser bestimmt selbstredend die eigene erlebte Vergangenheit und dem sich daraus ergebenden Unwillen mit (gewollter/ungewollter) Unkenntnis sich in der Neuzeit zurechtfinden zu wollen. Lernen ist nur etwas für die junge Generation, deren vermeintlichen Lernunwillen man gleichzeitig an Pisa-Studien festmachen und sich über Ergebnisse auskotzen kann. Ohne, dass man als alter Sack überhaupt begreifen oder bekannt machen muss, dass man bereits selbst über die leichtesten Pisa-Aufgaben stolpern würde. Beispiel: Mein alter Seniorchef sagt zur Pisa-Studie: "Ich habe rechnen und schreiben gelernt, bei der heutigen Jugend ist das nicht mehr so. Die Jungen können das heute einfach nicht mehr. Die sind zu dumm". Zack - fertig ist seine Welt in der er die geistige Materiequelle darstellt, die eigentlich mehr einer Senke gleicht. Hinweise, dass der heutige Lernstoff etwas mehr Qualität und Quantität als früher hat werden ignoriert. Warum soll er sich aus seiner bornierten Sichtweise befreien? Außerdem wird seine Sicht durch selektive Berichterstattungen in Medien bestätigt. Wobei man hier wiederum den Medien zu Gute halten muss, dass sie für die Auswahl des Zuschauer nichts können. Sie bedienen ja nur ihr jeweiliges Zielpublikum und ein nicht zu unterschätzender Anteil verlangt nach solchen medialen Blödmaschinen, weil sie die eigene Existenz erhöht oder erträglicher macht.

Wenn ich ihn jetzt nach einem Vergleich über den Musikkonsum mit seiner Röhrenradio-Generation aus den 40zigern und dem Musikkonsum der heutigen Smartphone-Generation befragen würde, wäre ein Grundig-Zauberklang das Non-Plus-Ultra. Nicht nur in klanglicher Hinsicht, sondern auch in kultureller Hinsicht. MP3 und HiRes sind für ihn böhmische Dörfer. Würde man ihn weiter befragen, wie die damalige Musikkultur denn so ausgesehen hatte, wären die Ergüsse aus seiner seiner Generation für ihn immer "besser" als die heutigen. Genau so verhält sich das bei fast jeder Generation - leider auch der meinigen (1964er). Mit diesem Mist lässt sich halt jede Menge Kohle oder Aufmerksamkeit generieren. Es ist einfach zum Brüllen und man darf sich schon fragen, welcher alterschwache Gaul von Young geritten wird. Selbst wenn der Gaul eigentlich schon seit Jahrzehnten skelettiert ist und im Museum steht, es hält manche Spacken nicht davon ab, sich drauf zu setzen, um mit klappernden Geschaukel Aufmerksamkeit zu erreichen. Genau solche Konsumtrottel werden mit dieser Kampagne erreicht. Da hilft auch das Gegenargumentieren mit technischen, akustischen oder psychoakustischen Fakten nix.

Anonym hat gesagt…

Mit steigender Vielfalt der Möglichkeiten stieg und steigt gleichzeitig auch die Bandbreite von Bullshit und dessen Verbreitung im öffentlichen Raum. Man muss heutzutage den Pegel (z.B. auch mit Kickstart-Projekten) schon sehr stark anheben, um sich gegen Andere mit irgendeinem Stumpfsinn abzugrenzen zu können, um aus dem bereits entstandenen Sud noch Gehör zu finden. Heute wird halt auf unendlich vielen Dummbatzplattformen (oder in Sachbüchern aller Arten) öffentlich gemacht, wenn irgendwer irgendwo ein Bäucherchen machen muss oder gerade erfolgreich in der Nase popelt. Youngs selbst erfingertes Nasenkotelett enthält wenig Fleisch auf den Knochen. Trotzdem findet er Leute, die ihm den schleimigen Knochen blitzblank lutschen. Young ist da amS nur einer von Vielen, denen mans Hirn neu bohnern müsste. Ich würde z.B. nur die Gehirne der "zahlenden Gemeinde" neu bohnern lassen. Schließlich sind das fast nur Internetnutzer und genau die haben die Möglichkeit, um sich über den Schwachfug ausgiebig zu informieren.

Vlt. ist daher ein wenig Alterstarrsinn nicht schlecht, wenn man z.B. anfängt nicht mehr aus jeden Rotz zu lesen bzw. manchen (offensichtlich) durchgeknallten Leuten einfach gar nicht mehr zuhört.

Vielleicht war das früher besser? Der Geräuschpegel war eindeutig niedriger. Schätze aber, er war genauso nervtötend, nur bekam man das nicht immer so mit... ;-)

Jan_G hat gesagt…

Ich glaube die Kausalität der Pono Kaffeefahrten-Werbeshow ist gleichsam simpel wie einleuchtend:

Die Kasse von Herrn Young ist leer. Also muss Nachschub her, wenn sich Einnahmen aus Best-Of-Alben-Verkäufen und GEMA Tantiemen nicht mehr rentieren. Was passt da besser als ein überteuerter Player?

kptools hat gesagt…

Hallo,

"Wer den Luxus hat, frühe CD-Pressungen zu haben, die aus den 1980ern stammen (kein Remaster!), der weiß wovon ich rede. Wenn die Digitaltechnik ein prinzipielles Problem hätte, müßte man es dort mindestens genauso, wenn nicht sogar mehr bemerken, als mit neuen Produktionen. Es ist aber oft genau umgekehrt: Die damaligen Produktionen klingen besser, der schlechteren Wandlertechnik zum Trotz! Folglich könnte man mit späterer Technik ein eher noch besseres Ergebnis erzeugen, unter Beibehaltung des CD-Formats, wenn man nur wollte oder will. Und das haben die ganze Zeit hindurch auch immer wieder gute Produktionen gezeigt."

Welch wahren Worte! Ich hatte etwas Zeit übrig und hab mich deshalb mal intensiver auf der Dynamic Range Database-Seite umgeschaut. Dort ist geradezu erschreckend erkennbar, wie gerade bei Bands, die seit diesen Jahren im Geschäft sind, mit jeder neuen Auflage, jedem weiteren "Remaster" die Dynamic eingedampft wurde. Da wird einem das leichte Rauschen der ersten Überspielungen ja geradezu sympathisch.

Zum Glück habe bereits in "den ersten Stunden" voll auf die CD gesetzt und sofort alle überspielten Aufnahmen nachgekauft, die zu bekommen waren. Und die "Raritäten" und "Kuriositäten" habe ich dann später selbst digitalisiert, mit sehr guten Ergebnissen bei sanfter Nachbearbeitung, die auch nach heutigen Maßstäben bestehen können. Die alten "Rohlinge" sind übrigens nicht von der LP zu unterscheiden, wenn diese mit dem bei der Digitalisierung verwendeten Tonabnehmer abgespielt werden, inklusive (leicht unterschiedlichem) Knistern, Knacken und Rauschen. Das habe ich gerade vor kurzem mal im Familien- und Bekanntenkreis getestet. Soviel zur "Überlegenheit" der LP.

Fairerweise muss ich aber zugeben, daß es auch (einige wenige) sehr gute Remaster gibt, die deutlich Klarheit in einen zuvor eher breiigen Sound gebracht haben und auch im Bass wesentlich besser klingen. Diese waren mir dann sogar einen Nachkauf wert.

Grüsse aus OWL

kp