Dienstag, 15. April 2008

Die ewigen Wahrheiten des Tuning

Aus dem verblichenen Blog des Hifi-Forum.

Leute, die damit Geld verdienen, wollen einem gern weis machen, man brauche für das Tuning von Hifi-Anlagen eine besondere Begabung, oder besondere Fähigkeiten. Das stimmt aber gar nicht, es reichen ein paar einfache Regeln, an die sich die Tuner praktisch unisono halten, und wer die beherrscht kann's auch selber. Vielleicht dümpelt das Tuninggeschäft deswegen so vor sich hin...

Auf die ewigen Wahrheiten kommt man ganz von selber, wenn einem mal aufgefallen ist, wie wenig so ein Tuner eigentlich von der elektronischen oder akustischen Theorie zu verstehen scheint. Hat man sich mal vom Irrglauben befreit, Hifi-Tuning habe etwas mit Elektronik oder Akustik zu tun, dann wird der Blick frei auf die wirklich relevanten Dinge. Wirklich elementare Wahrheiten sind einfach, so einfach daß sofort klar würde daß sie frei erfunden sind, wenn man nur einen Moment lang darüber nachdenken würde.

Hier die Wahrheiten, auf die ich gekommen bin, ohne Anspruch auf Vollständigkeit:

1. Jedes Bauteil verschlechtert den Klang
Diese Wahrheit wird manchmal auf die Bauteile im Signalweg eingeschränkt, aber andererseits gibt's auch wieder Leute die meinen alles liege irgendwie im Signalweg. Wie dem auch sei, diese ewige Wahrheit ist so unmittelbar einleuchtend daß sie eigentlich nur falsch sein kann. Es ist ja analog dazu ebenso bekannt, daß z.B. beim Auto jedes Bauteil den Fahrspaß beeinträchtigt. Kupplung, Getriebe, Differential, Reifen, etc. liegen ja alle quasi im "Signalweg", welches Potential an Fahrspaß kann man da erschließen indem man sie wegläßt! Daß das bei Massen-Autos nicht gemacht wird zeigt zudem welche Dumpfbacken bei den Autoentwicklern so rumlaufen, und wie nötig hier unkonventionelle und fähige Tuner sind!

2. Bessere Bauteile machen besseren Klang
Wieder eine unmittelbar einleuchtende Wahrheit, wenngleich im Einzelfall zu klären wäre was hier eigentlich "besser" bedeutet. Wer bei den Kriterien auf Nummer sicher gehen will schaut auf den Preis. Obwohl alle jederzeit beschwören würden daß ein teureres Bauteil nicht automatisch auch besser ist, wird trotzdem universell nach dieser Regel gehandelt. Wat nix kost dat taucht auch nix. Alle anderen Kriterien für "besser" sind auch notorisch schwierig zu handhaben, weil es so viele verschiedene gibt. Noch verhältnismäßig beherrschbar sind Zahlen, bei denen man bloß entweder die Nuller oder die Neuner zählen muß. Mehr ist dann besser. Also 0,0001% ist z.B. besser als 0,001%, egal was die Zahl auch immer bedeuten mag. In unserer Auto-Analogie heißt das, daß ein Auto besser fährt, wenn man den Motorblock mit Edelstahlschrauben statt der normalen Schrauben verschraubt. Titanschrauben wären noch besser.

3. Tuning braucht ein gutes Gerät als Grundlage
Klar, daß man ein minderwertiges Gerät nicht sinnvoll tunen kann, oder? Ich meine, wer würde einen Polo tunen wollen wenn er einen 911er tunen kann? Der Polo ist ja praktisch schon ausgereizt, während im 911er noch jede Menge herauszuholen ist! Was in so einem 911er alles für Ramschteile lieblos verbaut wurden, die man schleunigst auswechseln sollte um wirklichen Fahrspaß herzustellen! (Details siehe oben, also Edelstahlschrauben rein, Reifen raus, Getriebe raus, etc.)

4. Gutes Tuning kommt nur an einer hochauflösenden Anlage zur Geltung
Nach dem Tuning spielt das Gerät wie ausgewechselt, es geht die Sonne auf, Vorhänge werden weggezogen, Räume staffeln sich, und Füße fangen an zu wippen. Es versteht sich von selbst daß solche subtilen Revolutionen eine besondere Anlage brauchen, um überhaupt bemerkbar zu sein. Analog dazu kommt bei einem konsequent getunten Auto der wahre Fahrspaß nur auf speziellen Strecken zur Geltung. Leuchtet ja auch ein, ohne Reifen, Getriebe etc.

5. Guten Klang kann man nicht messen
Das ist eine so elementare und wichtige Erkenntnis, daß man, wenn jemand herausfindet wie guter Klang zu messen ist, ihn sofort der Ketzerei bezichtigen und ihn auf dem Scheiterhaufen verbrennen müßte, weil er den Tuninggott lästert. Tuning ist eine vollkommen rationale und wohlbegründete Tätigkeit, und wenn die Wissenschaft noch nicht alles dabei voll erklären kann, dann ist das ihr Fehler. Einzelne Bauteilwerte kann man messen, und so über besser und schlechter entscheiden (ein Kriterium vorausgesetzt), und den Preis kann man auch in Heller und Pfennig ausrechnen, aber den Klang, den kann man nur hören. Jawoll!

6. Entwickler von Seriengeräten haben keine Ahnung und werden von Marketing und Kostenkontrolle geknechtet
Man stelle sich vor: Man ist als Entwickler von Serienprodukten (schlimmer: Massenprodukten) tatsächlich gezwungen, mit möglichst geringen Kosten möglicht hohe Rendite zu produzieren. Was da alles für Kompromisse dabei heraus kommen, es ist ein Elend! Die Schaltungen müssen z.B. funktionieren, denn man will sich keine abnorm hohe Rückläuferquote leisten. Die Produktion muß automatisiert werden, wodurch man der Kreativität des Produktionspersonals keine Chance läßt - man stelle sich vor: Ein Gerät ist wie das andere. Dagegen die Arbeit des Tuners: Jedes Gerät ist anders, alles Handarbeit, jedesmal neue Fehler. Hier entstehen Geräte mit Charakter! Der Tuner kann außerdem ganz anders kalkulieren als die Massenfabrik. Beim Tuner spielt der Materialwert der Bauteile gar keine Rolle, denn die Arbeit verschlingt ohnehin den Großteil der Kosten.

Das scheinen mir die wichtigsten Tuninggesetze zu sein. falls ich noch welche übersehen haben sollte bitte ich um einen Hinweis, dann kann ich den Katalog vervollständigen. Falls jemand basierend auf diesen Wahrheiten ein florierendes Tuninggewerbe etabliert würde ich um eine kurze Notiz bitten.

1 Kommentar :

Anonym hat gesagt…

Schön, dass es Ihre Seite gibt - nicht nur der Unterhaltung wegen.

Sie sind mit Ihrem Aufklärungs-Feldzug nicht allein. Was aber nicht heißen soll, dass Sie nachlassen sollten!

Viel Erfolg und beste Grüße,

Alex